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Was mittels Crowdinvesting nicht gelang, will jetzt die Börse probieren – den Zugang zu Wachstumskapital vereinfachen. Unter anderem sollen die Einstiegshürden in den Aktienmarkt gesenkt werden.

Foto: Reuters/HEINZ-PETER BADER

Wien – Mit einem neuen Handelssegment will die Wiener Börse mittleren und kleinen Unternehmen sowie Start-ups den Aktienmarkt schmackhaft machen. Losgehen soll es mit dem "direct market" Anfang 2019, sofern der rechtliche Rahmen geschaffen wird. Seitens der Regierung ist das Vorhaben auf Schiene: "Wir bemühen uns, gemeinsam mit der Börse den Drittmarkt zu öffnen", sagte Finanzminister Hartwig Löger. Die gesetzliche Grundlage für den dazu nötigen Handel mit Inhaberaktien sei Ende August in Begutachtung geschickt worden.

Ziel der Börse ist es, heimischen Unternehmen einen einfachen Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen. "Die wirkliche Funktion" der Börse ist Notenbankchef Ewald Nowotny zufolge das Bereitstellen von Risikokapital – woran es in Österreich mitunter hapert. Darum werden die Einstiegshürden für den "direct market" möglichst tief gehalten.

Zehn Neuzugänge pro Jahr

Der Börse liegen nach eigenem Bekunden bereits Absichtserklärungen von Firmen vor, insgesamt werden für das erste Jahr je fünf österreichische und internationale Neuzugänge erwartet. Da der derzeitige "mid market" abgeschafft wird, sollen die Unternehmen in den "direct market" umgereiht werden. Künftig gibt es nur noch den EU-regulierten, amtlichen Handel mit Firmen des "prime market" und "standard market".

Der Schritt an den neuen "direct market" kann entweder mit bestehenden Aktien erfolgen, die zum Handel zugelassen werden, oder über ein öffentliches Angebot. Mindestvolumen gibt es keines, ein Kapitalmarktprospekt ist nur im Rahmen eines öffentlichen Angebots nötig. Bei Transaktionen bis fünf Millionen Euro kann die Emission auf Basis des sogenannten Crowdfunding-Gesetzes (AltFG) erfolgen, das gewisse Erleichterungen vorsieht. Zudem lockt die Börse mit wenig laufenden Publizitätspflichten und geringen Gebühren: einmalig 5.000 Euro für das Listing sowie 1.000 Euro pro Jahr.

Crowdinvesting

Eigentlich hätte Crowdinvesting die Lücke an Wachstumskapital für junge Unternehmen schließen sollen. Allerdings wird dieses überwiegend für Immobilienprojekte genutzt, das Volumen von Unternehmensfinanzierungen war im ersten Halbjahr rückläufig. Verbraucherschützer hatten an Crowdinvesting bei jungen Firmen stets das hohe Risiko kristisiert – vor allem, da die Finanzierung in der Regel über das problematische Konstrukt eines qualifizierten Nachrangdarlehens erfolgt. An der Börse sind diese Unternehmen zwar ebenso riskant, dafür sind Anleger über Aktien dauerhaft an der Substanz beteiligt. (Alexander Hahn, 7.9.2018)