Liga-Präsident Mennel äußert Verständnis für die Vereine.

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SMA-Präsident Trost pocht auf journalistische Grundrechte.

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Graz – Wo beginnt die Pressefreiheit, und wo hört sie auf? Die Frage stellt sich immer öfter, manchmal taucht sie unvermutet auf, etwa wenige Tage vor Saisonbeginn der Erste Bank Eishockey Liga. Da weist die Interessenvertretung der heimischen Sportjournalisten, Sports Media Austria (SMA), darauf hin, "dass mehrere Vereine Probleme mit Akkreditierungen für schreibende und fotografierende Kolleginnen und Kollegen machen". Und das passiere, so lautete der Zusatz, nicht zum ersten Mal.

Aktuell beispielhaft war eine Beschwerde der steirischen Fotoagentur Gepa über die Graz 99ers. Diese hatten eine schon vor zwei Jahren erhobene Forderung erneuert und wollten nur Fotografen akkreditieren, die sich bereiterklärten, dem Verein pro Spiel jeweils zwei Fotos kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Gepa-Chef Martin Ritzer reagierte wie folgt: "Das unterschreibe ich sicher nicht, das ist gegen die Pressefreiheit."

Autonomie der Vereine

Auch Hans-Peter Trost, der ORF-Sportchef und SMA-Präsident ist, erklärt, man werde "solche Wünsche nicht akzeptieren". Ziel sei "ein Gespräch noch im September", Trost strebt "Kontakt und Konsens mit dem betroffenen Verein" an. Noch im September soll es einen Gesprächstermin geben.

Was die Gepa betrifft, so hat sich die Situation in Graz bereits entspannt. Die Agentur fand mit den 99ers zu einer neuen Vereinbarung, die es dem Verein erlaubt, auf Gepa-Fotos zuzugreifen und sie beispielsweise auf seine Homepage zu stellen. Davon sollten, meint Gepa-Chef Ritzer, auch andere Fotografen profitieren, die nun von den 99ers "hoffentlich nicht mehr unter Druck gesetzt werden".

99ers-Geschäftsführer Bernd Vollmann war nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Liga-Präsident Peter Mennel, der auch ÖOC-Generalsekretär und Finanzreferent des Skiverbands (ÖSV) ist, sagte am Freitag dem Standard: "Ein schwieriges Thema. Das ist eine Frage der Autonomie der Vereine, die Rechtehalter sind. Jeder Verein kann selbst bestimmen, wie er mit der Thematik umgeht. Da kann die Liga nicht eingreifen." Übrigens hat die Liga mit Gepa eine eigene Vereinbarung abgeschlossen, und sie bietet den Klubs an, sich dem Deal anzuschließen, kann sie aber nicht dazu zwingen.

Vereine stellen Arbeitsplätze in der Eishalle

Mennel sagt, dass man "das Gut der Pressefreiheit tausendprozentig unterstützen" müsse. Er äußert aber auch Verständnis für die Vereine und verweist darauf, dass den Fotografen schließlich Arbeitsplätze in den Eishallen zur Verfügung gestellt werden.

Jeder Verein müsse klarerweise daran interessiert sein, dass möglichst viele Fotos von seinen Partien in Umlauf kommen, nur so könne man Sponsoren zufriedenstellen, die ganz genau beobachteten, ob sich ihr Investment auch auszahle. Mennel: "Aber der Verein kann ja normalerweise keinen Einfluss darauf nehmen, was wirklich fotografiert wird und ob ein Sponsor überhaupt wahrzunehmen ist."

Ob Journalisten in Österreichs Eishallen generell adäquate Arbeitsbedingungen vorfinden, kann Mennel "nicht beurteilen". Laut Sports Media Austria wäre auch dies ein schwieriges Thema. (Fritz Neumann, 8.9.2018)