Kunden mit Migrationshintergrund müssen sich im Supermarkt zusammenreißen, seit Christian Höbart eine politische Berufung entdeckt hat. Mit dem Scharfsinn und der Gnadenlosigkeit des tapferen Schneiderleins hat er neulich gleich drei Marokkaner auf einen Streich als Ladendiebe dingfest gemacht, und er kann es leicht auf sieben bringen, wenn die Polizei das nächste Mal mehr Verständnis für sein Wirken aufbringt. Er übt ja noch. Dass sich das Trio heimtückisch als schuldlos erwies, erlaubt noch lange keine Unschuldsvermutung, die vor einer freiheitlichen Spürnase Bestand hätte. Wer weiß, was die drei ohne Höbarts Einschreiten alles hätten mitgehen lassen! Schon bald könnten Supermärkte mit einer Plakette werben: Hier wacht ein Höbart, Block- und Ladenwart mit dem blauen Gütesiegel!

Der Vernaderer als solcher hat in Österreich noch immer gegen ein gewisses Misstrauen anzukämpfen, obwohl es besser wird, seit die FPÖ mitregiert. Dabei hat er sich in diesen Gauen schon zu Zeiten der Ostmark große Verdienste um die Reinerhaltung arischen Blutes und jüdischer Geschäfte erworben. Wie hat er schon damals dafür gesorgt, dass der autochthonen Bevölkerung nichts gestohlen wird!

Schön zu sehen, dass Brückenbauer nun an der Verbindung ins Heute arbeiten. Es ist ja nicht nur Höbart, aber von einem Höbart lässt sich ein FPÖ-Klubchef noch lange nicht als Vernaderer übertreffen. Als Wiener Vizebürgermeister entgeht ihm nichts, was sich auf der Facebook-Seite eines oberösterreichischen Landesrates tut, die er schon tagelang überwacht haben muss. Gut so, denn wer wirksam vernadern will, muss zäh wie Leder sein und flink wie ein Windhund. Sollte er es mit seiner Anzeige beim Verfassungsschutz gegen einen Hisbollah-Lehrling und Terrorsympathisanten mit der Härte à la Kruppstahl im Eifer etwas übertrieben haben, ist nichts verhackt. Wo vernadert wird, fallen Späne! Es ging schließlich ja vor allem darum, den Bundespräsidenten en passant und einen grünen Landesrat als Abschiebungsverhinderer anzupatzen, da kann sich der Blick allzuleicht trüben.

Schuldumkehr

Wichtig ist dann die Schuldumkehr. Der anzeigende Vernaderer lädt die Verantwortung auf Anschober ab, weil der für seinen Facebook-Auftritt verantwortlich sei. Er ist zwar nicht dafür verantwortlich, dass Gudenus einen falschen Lehrling ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt hat, aber da weiß der FPÖ-Generalsekretär Vilimsky, was in einem solchen Fall zu tun ist: Anschober hätte sich bei dem Lehrling zu entschuldigen. Nur Kickl kann Schuldumkehr besser.

All das fügt sich zum Charakterbild einer Regierungspartei, die vorgibt, den Rechtsstaat mit der Abschiebung von Lehrlingen retten zu wollen, und die von allen Deutschkenntnisse verlangt, nur nicht von ihren Funktionären: Ihr Wehrsprecher Reinhard Bösch, der Nordafrika besetzen will, sei laut Strache wegen einer "ungeschickten Formulierung" total missverstanden worden. Schon wieder! Und Kurz tut so, als hätte er mit all dem nichts zu tun. Bösch? "Nicht meine Partei, nicht in meiner Regierung, nicht meine Angelegenheit." Das kommt einer Vernaderung des Partners schon sehr nahe. (Günter Traxler, 6.9.2018)