"Wer eine Fitness-App installiert, gibt sein komplettes Bewegungsprofil, Alter, Gewicht, Pulsdaten frei. Wir dürfen individuelle Daten gar nicht nutzen, um unsere Kunden besser zu bedienen. Hier gibt es keine Gleichstellung", findet Arnoldner

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Thomas Arnoldner, seit wenigen Tagen neuer Chef der teilstaatlichen Telekom Austria, wünscht sich mehr Daten von den Kunden. "Wer eine Fitness-App installiert, gibt sein komplettes Bewegungsprofil, Alter, Gewicht, Pulsdaten frei. Wir dürfen individuelle Daten gar nicht nutzen, um unsere Kunden besser zu bedienen. Hier gibt es keine Gleichstellung", sagte er im Interview mit der "Presse".

Ähnliche Ausgangsposition verschaffen

Der ehemalige Bundesobmann-Stellvertreter der Jungen Volkspartei (JVP) appelliert an die öffentliche Hand, eine ähnliche Ausgangsposition zu verschaffen. "Wir wollen verstehen, was unsere Kunden in einer bestimmten Situation brauchen, ihnen maßgeschneiderte Angebote bieten und Probleme lösen, ohne dass sie es uns erklären müssen. Ob das durch die Novelle des Telekommunikationsgesetzes kommt, wird man sehen", so Arnoldner.

Dass er Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) lang kenne, "so wie viele andere Regierungsmitglieder", kommentiert der neue Telekom-Chef so: "Ich glaube, dass das ein Mehrwert ist, den ich in den Konzern einbringe. Die Telekom hat viele Berührungspunkte mit der Politik."

Digitaler Dienstleister

Zu seiner künftigen Strategie beim heimischen Marktführer, der großteils der mexikanischen America Movil gehört, meinte Arnoldner: "Entscheidend ist, dass wir die Transformation vom klassischen Telekombetreiber zu einem digitalen Dienstleister schaffen." Das habe zur Folge, dass es in Callcentern, in der Produktion und beim Netz viel weniger manuelle Eingriffe geben werde.

Was wiederum Auswirkungen auf die Mitarbeiter hat. "Es werden Jobs wegfallen, in Callcentern und in den Shops. Auf der anderen Seite suchen wir in anderen Bereichen händeringend nach Ressourcen", erklärte Arnoldner.

Operative Themen

Der bisherige Konzernchef Alejandro Plater werde künftig operative Themen vom Einkauf bis zur Technologiestrategie bei der Telekom übernehmen, er werde sich um Strategie, Personal, Kommunikation und Public Affairs kümmern.

Zu der bei der Übernahme der Telekom durch America Movil groß angekündigten, aber eher klein ausgefallenen Expansion im Ausland meinte Arnoldner: "Wenn wir gute Übernahmekandidaten finden, sehen wir uns das an. Aber wir wollen keine neuen Königreiche bauen. Es geht darum, Mehrwert zu schaffen, und nicht um die Selbstverwirklichung des Managements." Eine weitere Privatisierung der Telekom sieht er aktuell als "Nullthema".

Der 40-jährige Wiener Arnoldner studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und an der Stockholm School of Economics. Seine Magisterarbeit schrieb er über "Die Governance politischer Parteien". Zuletzt arbeitete er bei der Deutsche-Telekom-Tochter T-Systems. (APA, 6.9.2018)