Der 58-jährige Kärntner Gert-René Polli kehrt ins Innenministerium zurück.

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Wer Gert-René Polli treffen möchte, sollte die Zigarrenlounges von Wien abklappern. Stilecht hält der ehemalige oberste Verfassungsschützer, der nun wieder ins Innenministerium zurückkehrt, in Hotels mit voller Sternenzahl Audienzen ab; trifft sich mit ehemaligen Kollegen, Journalisten und Politpersonal. So auch zu Beginn der BVT-Affäre, die Polli wieder in die Öffentlichkeit brachte.

Mit seinen Auftritten etwa im ORF soll sich Polli um eine Rückkehr ins BVT gebracht haben, sagen zumindest Insider. Allerdings: Ein Comeback des einstigen obersten Verfassungsschützers hätte auch ohne das Spektakel rund um die BVT-Razzia für Aufsehen und Proteste gesorgt.

Vom Tischlerlehrling zum BVT-Chef

Der gebürtige Kärntner sollte einst genau wie sein Vater Tischler werden. Das Bundesheer ermöglichte ihm jedoch den zweiten Bildungsweg, bis hin zur Promotion. Währenddessen arbeitete er im Heeresnachrichtendienst, wo er für Österreich im Ausland "spionierte".

Zur Polizei kam Polli gleich in einer Führungsposition: Er sollte nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die Staatspolizei neu aufstellen und baute so das BVT mit auf. Bis 2008 war er dessen erster Direktor. Nach wie vor gibt es glühende Polli-Verehrer im Haus, genauso wie erbitterte Gegner. Sein Abgang erfolgt offiziell freiwillig, angeblich sollen jedoch vor allem US-Geheimdienste auf seinen Abschied gedrängt haben. Polli wurden undurchsichtige Kontakte mit dem Iran vorgeworfen. Die Causa klärte sich nie ganz auf und holte ihn auch bei seinem nächsten Job als Leiter der Konzernsicherheit bei Siemens ein.

Unternehmensberater mit Kontakten nach rechts

Danach arbeitete Polli als Unternehmensberater und tauchte immer wieder mit teils zweifelhaftem Insiderwissen in der Öffentlichkeit und bei rechten Parteien auf, hielt Vorträge bei der AfD und der FPÖ. Bei der Regierungsübernahme soll Polli die Freiheitlichen zu Verfassungsschutz und Sicherheit beraten haben.

Über seine Exfrau hat Polli Verbindungen in die Türkei und gute Kontakte in den Irak, was jedoch bei einigen ausländischen Geheimdiensten für Unmut sorgt. Eine Rückkehr ins Innenministerium hatte Polli bisher ausgeschlossen – aus der Sorge, ein "weißer Elefant" zu werden, der nur aufgrund seiner Beamtenschaft noch einen Job hat. Doch nun, da seine Karenzierung ausläuft, änderte er seine Meinung. Künftig wird Polli als einfacher Referent im Bereich Migration tätig sein. (Fabian Schmid, 31.8.2018)