Bild nicht mehr verfügbar.

Michail Misinzew bei seiner Kritik am US-Vorgehen in Syrien.

Foto: AP / Russian Defense Ministry

Überraschend hat Russland ein heikles Flottenmanöver im östlichen Mittelmeer angekündigt. Acht Tage lang, beginnend mit 1. September, sollen Einheiten der Schwarz- und Nordmeer-, der Baltischen und der Kaspischen Flotte vor der Küste Syriens Gefechtstrainings durchführen. Beteiligt sind 25 Schiffe und 30 Kampfflugzeuge, darunter auch strategische Bomber vom Typ Tu-160 und die auf den U-Boot-Kampf spezialisierten Tu-142MK.

Mit der angespannten Lage in Syrien habe das Manöver nichts zu tun, erklärte der stellvertretende Außenminister Michail Bogdanow. "Ich glaube nicht, dass die Übungen mit Idlib zusammenhängen", die Provinz liege schließlich nicht am Mittelmeer, sagte der Diplomat.

Doch aus russischen Militärkreisen gibt es andere Töne: Die Übung sei durchaus die Antwort auf die zunehmende Präsenz der US Navy vor der syrischen Küste, berichtete die Tageszeitung Kommersant unter Berufung auf eine ungenannte Quelle aus dem Generalstab. Dafür spricht auch, dass eine der Gefechtsaufgaben in der Bekämpfung von U-Booten besteht, von denen es mindestens zwei amerikanische in der Region gibt.

Russland wirft den USA die geplante weitere Destabilisierung des Bürgerkriegslands vor. So solle eine Giftgasattacke inszeniert werden, die als Anlass für weitere Luftangriffe gegen die syrische Armee diene, erklärte Militärsprecher Igor Konaschenkow. Sein Kollege, Generaloberst Michail Misinzew, beklagte derweil, dass die USA die Versorgung von Flüchtlingen behindern und Terroristen decken würden.

Das Flottenmanöver könnte auch als Absicherung einer Offensive der syrischen Armee in Idlib dienen. Das Großaufgebot an russischer Marine dient jedenfalls klar der Abschreckung.

Großmanöver in Sibirien

Doch nicht nur in Syrien wollen die russischen Streitkräfte üben: Am 11. September beginnt im Fernen Osten die russisch-chinesische Gefechtsübung "Wostok 2018". Vom Ausmaß her ist es die größte Truppenübung seit Jahrzehnten. Das Aufgebot von 300.000 Soldaten, fast ein Drittel der offiziellen Truppenstärke, ist eigentlich nur mit großen Militäroperationen während des Zweiten Weltkriegs zu vergleichen. Selbst beim Großmanöver "Sapad 81" auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges waren weniger Soldaten im Einsatz.

Russland demonstriere mit dem Manöver dort einerseits seine Verteidigungsfähigkeit, andererseits durch die Beteiligung Chinas aber auch seinen politischen Schwenk gen Osten, meinen politische Beobachter. Für die Nato sei eine russisch-chinesische Militärallianz der schlimmste Albtraum, erklärte dazu der konservative Moskauer Militärexperte Wiktor Baranez. (André Ballin aus Moskau, 31.8.2018)