Dutzende Journalisten aus aller Welt sind zum Außenministertreffen in der Hofburg angereist.

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Am Donnerstagmorgen zogen noch, wie jeden Tag im Sommer, unzählige Touristen über den Heldenplatz, ab zehn Uhr gab es dann Platzverbot. Denn in der Hofburg findet das informelle EU-Außenminister-Treffen statt. Am Donnerstagnachmittag und am Freitag beraten sich die Außenminister der 28 EU-Mitgliedsstaaten zum Nahostkonflikt, zum Atomdeal mit dem Iran und über die EU-Beitrittskandidaten. Dazu sind am Freitag auch die Vertreter der Beitrittsländer geladen.

Auf dem Heldenplatz wurden ab zehn nur noch Personen, die Zugangserlaubnis zum Außenministertreffen oder zu anderen Bürogebäuden hatten, von den Polizisten an den gesperrten Eingängen durchgelassen. Die Ausnahme galt auch für Besitzer einer gültigen Jahreskarte für die Österreichische Nationalbibliothek, die sich ja am Platz befindet. Insgesamt waren am Donnerstag 500 Beamte im Einsatz, um für Sicherheit zu sorgen, am Freitag sind es gar 850. Hinzu kommen Flugverbotszonen über Wien.

Einbußen für Geschäfte

Für Adil ist das "eine Katastrophe", wie er sagt. Er führt in der Passage zwischen Heldenplatz und Innerem Burghof seit 30 Jahren den Souvenirladen Horowitz & Weege. Er und andere in der Passage konnten zwar durchsetzen, dass das Absperrgitter erst hinter seinem Laden aufgestellt wird, durch den gesperrten Übergang zum Ring hat er aber bei solchen Großveranstaltungen mit Einbußen um die 1000 Euro am Tag zu rechnen. Immerhin ist Hochsaison für den Souvenirverkäufer.

Dabei seien die Absperrungen "total sinnlos", meint er. Jeden Tag würden hier wichtige Politiker auf- und abgehen: Parlamentarier oder auch der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Als der ehemalige US-Präsident George W. Bush 2006 auf Wien-Besuch war, sei sein damaliger Justizminister noch bei ihm einkaufen gewesen. "Der beste Geschäftstag meines Lebens war, als Papst Johannes Paul II. hier war!", meint er. Doch jetzt würde es immer schlimmer werden.

Medienwirksamkeit

Eigentlich ist das Austria Center jenseits der Donau Hauptaustragungsort der Treffen, die im Rahmen des österreichischen EU-Ratsvorsitzes stattfinden. Doch im aktuellen Fall habe man sich für die Hofburg entschieden, weil sie der passende Rahmen für das Treffen sei, so ein Sprecher des Außenministeriums. Man könne so die internationale Medienaufmerksamkeit nutzen und Österreich medienwirksam präsentieren. Schon beim OSZE-Vorsitz-Treffen im vergangenen Dezember habe man gute Erfahrungen damit gemacht.

Ein Fiakerfahrer auf dem Michaelerplatz zeigt sich verständnisvoll. Ob er nun die Touristen über den Heldenplatz kutschieren oder eben eine andere Route nehmen würde, sei ihm eigentlich egal. Gegenüber haben zum Anlass des Außenministertreffens Palästina-Aktivisten ihren Tisch aufgebaut und verteilen Flyer. Laut Polizei wurden aber keine Kundgebungen angemeldet.

So kam die stärkste Kritik am Donnerstag von innen. Vor den Beratungen gab es ein "Meet and Greet" mit der Presse im Hofburg-Foyer auf dem roten Teppich. Dabei fand Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn starke Worte. Er attestierte dem österreichischen Ratsvorsitz, "kein gutes Beispiel abzugeben". Denn Österreich gehöre nicht zu den Ländern, die Italien in der jüngsten Frage der Verteilung von Flüchtlingen unterstützt haben. (Anna Sawerthal, 30.8.2018)