Auf dem Weg in ein besseres Leben: Venezolaner marschieren nach Peru. Dabei reisen sie durch Kolumbien und Ecuador.

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Ein venezolanischer Personalausweis reicht nicht mehr für die Einreise nach Peru. Seit vergangenem Samstag gilt eine Passpflicht.

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Zu wenig zu essen, keine ausreichende medizinische Versorgung, keine Arbeit – und die Hyperinflation hat Erspartes wertlos gemacht. Die Gründe für Venezolaner, ihr Land zu verlassen, sind vielfältig. Jeden Tag drängen sich an den Grenzübergängen tausende, insgesamt waren es laut Uno in den vergangenen drei Jahren 1,5 Millionen Menschen, die sich auf die Suche nach einem besseren Leben machten. Ziel der Flüchtenden sind die Nachbarstaaten Kolumbien, Brasilien, aber auch Peru und Ecuador.

"Vergleichbar mit Syrien"

Die Situation in den aufnehmenden Ländern wird allerdings zunehmend angespannter. "Sie kommen in einem Umfang vergleichbar mit Syrien, und jeden Tag werden es mehr", sagte Kolumbiens Außenminister Carlos Holmes Trujillo im Parlament. Kolumbien bittet um internationale Hilfe bei der Versorgung der Geflüchteten. Er plädiert für einen internationalen Hilfsfonds, um die Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen. Kolumbien ist überfordert mit der Aufnahme der Menge an Geflüchteten und ist nicht in der Lage, sie ausreichend zu versorgen. Wo es möglich ist, springen kirchliche Einrichtungen ein, aber auch diese Organisationen schaffen es nicht, den Gesamtbedarf zu decken. Viele der Migranten sind obdachlos und werden leicht zur Zielscheibe von Angriffen.

Grenzübertritte limitieren

Nicht nur in Kolumbien, auch in Brasilien gibt es immer mehr gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und neu angekommenen Venezolanern. Dort wurde am Mittwoch Militär an die Grenze verlegt, um die Konflikte nicht eskalieren zu lassen. Es sei allerdings nur eine vorübergehende Maßnahme, heißt es vonseiten der Regierung. Brasiliens Staatschef Michel Temer überlegt auch, die Zahl der Grenzübertritte zu limitieren: Statt wie bisher 800 könnten in Zukunft nurmehr 200 Personen pro Tag über die Grenze gelassen werden. Die Grenzen dichtzumachen sei aber ausgeschlossen, teilte die Regierung mit. Auch andere Länder aus der Region haben auf die zunehmende Zahl der Flüchtlinge mit Einreisebeschränkungen oder zumindest Einreiseerschwernissen reagiert. Peru erlaubt seit vergangenem Samstag die Einreise nurmehr mit einem gültigen Pass, zuvor hat ein Personalausweis gereicht. Die meisten Venezolaner besitzen keinen Reisepass, und eine Ausstellung des begehrten Reisedokuments ist praktisch nur noch über Schmiergeldzahlungen von einigen Hundert US-Dollar zu erreichen – eine Summe, die die wenigsten Venezolaner noch auf ihrem Bankkonto haben.

Mit Bussen nach Peru

Die Einführung der Passpflicht in Peru hatte zur Folge, dass tausende Venezolaner versuchten, noch vor deren Inkrafttreten einzureisen. Ecuador hatte einen humanitärem Korridor eingerichtet und Busse zur Verfügung gestellt, die die Migranten zur peruanischen Grenze brachten. Der Versuch, auch in Ecuador eine Passpflicht einzuführen, ist hingegen gescheitert. Der Beschluss wurde von einem Gericht zumindest vorläufig ausgesetzt. Mitte September wollen nun 13 lateinamerikanische Staaten über eine gemeinsame Strategie beraten. Venezuelas Regierung leugnet die Flüchtlingskrise und spricht von einer Kampagne gegen das Land. (Michaela Kampl, 30.8.2018)