Komponist Franz Schmidt hat sich in seiner Symphonie Nr. 4 C-Dur quer durch die Romantik zitiert. Für Sentimentalität ist in der Lesart von Kirill Petrenko im Großen Festspielhaus allerdings keinerlei Platz. Der designierte Chefdirigent der Berliner Philharmoniker staubt quasi die Opulenz ab. Und plötzlich tauchen spannende Walzerfetzen auf, die klingen wie jene von Arnold Schönberg bearbeiteten.

Petrenko legt Tiefenschichten frei: Im Trauermarsch, auch so ein Topos des Wienerischen, gehört eine zentrale, fast ein wenig brucknerhafte Passage den tollen Hornisten (grandios überhaupt die Blech- und die Holzbläser der Berliner). Bei aller Schönheit ist aber auch das Unheimliche Teil der spannenden Interpretation.

Weniger Spannendes aus der prominenten Klavierecke: Die junge Starpianistin Yuja Wang ließ Sergei Prokofjews drittes Konzert zwar effektvoll, aber durch kühle Brillanz zu einer Art Maschinenmusik werden.

Interessanter – da auch von weit außerhalb des Kernrepertoires ins Festspielprogramm geholt – Paul Dukas' La Péri – Poème dansé. Fanfare und Ballettmusik. Frappierend war etwa der Kontrast zwischen dem glasklaren Blechbläsersound der eröffnenden Fanfare und dem weichen Bläsersamt innerhalb des romantischen Tanzgedichts.

Das ergab in Petrenkos Ansatz dann auch ein wiegendes Auf und Ab zwischen Flageolett- und Celesta-Flirren und weit ausladender Üppigkeit. (klaba, 28.8.2018)