Sexualbegleiterin Edith Arnold (rechts) trifft zum ersten Mal Lydia, die Mutter ihres ersten Klienten Tim – zu sehen in "Die Berührerin" um 22.15 Uhr im ZDF.

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Was Edith Arnold in dieser einen Stunde genau macht, bleibt im Verborgenen. "Es kann alles passieren – oder auch nichts", sagt die 29-jährige Hamburgerin, bevor sie ihre Klienten besucht. Es sind Menschen mit Behinderung: "Was ich ausschließen kann, sind Küsse auf den Mund und reiner Geschlechtsverkehr."

Die einfühlsame ZDF-Doku Die Berührerin, am Dienstag um 22.15 Uhr, zeichnet das Porträt einer jungen Frau, die sich zwar als Prostituierte definiert, aber viel mehr sein möchte: eine Sexualassistentin, die Aufmerksamkeit und körperliche Nähe gibt. Für viele ist das ein Tabu.

Lange war das auch bei Tim der Fall. In der Pubertät hat seine Mutter erkannt, dass es Bedürfnisse gebe, die sie nicht befriedigen kann. Ihr Sohn ist nicht in der Lage, sich zu artikulieren, aber: "Bei einem Jungen sieht man das."

Was man auch sieht, sind Ediths Besuche bei Tim, ohne ins Voyeuristische abzugleiten. Bevor es zwischen den beiden intim wird, ist Schluss.

Edith ist eine von rund 50 Sexualarbeiterinnen in Deutschland, die sich Menschen mit Behinderung widmen. Für eine Stunde verlangt sie 150 Euro. Für den Staat sind sie einfach Prostituierte, die sich behördlich registrieren lassen müssen.

Mit der Bezeichnung hat Edith keine Probleme, nur mit dem Image, das mitschwingt: "Ich verstehe nicht, warum das Wort als Beleidigung verwendet wird." Es handle sich um eine Dienstleistung, für die sie pro Monat etwa 800 Euro erhält. Dazu kommen noch Honorare für Vorträge.

Auf ihrer Facebook-Seite wird sie schon mal als "Prostituierte mit Behindertenfetisch" beschimpft. Das gehe ihr nahe, sagt sie: "Ich bin keine Heilige, aber nicht jemand Schlechtes." (Oliver Mark, 28.8.2018)