Nicht mehr tragbar, das T-Shirt: Kanzler Kurz und Mandatar Schrott gehen getrennte Wege.

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Innsbruck – Dominik Schrotts Rücktritt ließ alle Fragen offen. Am Sonntag hat der Tiroler ÖVP-Nationalratsabgeordnete nach einer Serie von Vorwürfen, die der Blogger Markus Wilhelm gegen ihn erhoben hat, sämtliche Ämter niedergelegt. Nun beginnt die Aufarbeitung seiner kurzen, aber durchwachsenen Politikkarriere.

Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat mittlerweile das Landeskriminalamt mit Ermittlungen bezüglich der Agentur Smart Ventures beauftragt, die offenbar manipulierte Facebook-Gewinnspiele veranstaltet hat – eines davon für Schrott in dessen Wahlkampf. Weil dabei aber kein Geld geflossen sei, sondern es "nur um Publicity" ging, stehe dies nicht im Fokus der Ermittlungen.

Die Rolle der Agentur

Diese Agentur, bei der Schrott noch bis Ende Oktober 2017 selbst angestellt war, die seinen Wahlkampf betreute und deren Chef nach der Nationalratswahl sein parlamentarischer Mitarbeiter wurde, spielt auch beim zweiten Vorwurf eine maßgebliche Rolle. Denn seit Montag prüft das Land Tirol, ob Schrott eine Subvention in der Höhe von 24.000 Euro für seinen 2015 gegründeten Verein Kinderwelt Tirol ordnungsgemäß verwendet hat. Mit dem Geld sollten eine Homepage und eine App zum Thema "Wandern mit Kindern" erstellt werden. Den Auftrag dafür erteilte Schrott der Agentur.

Bisher ist aber keine Homepage online gegangen. Musste sie auch noch nicht, denn offiziell ist dafür noch bis Ende September 2018 Zeit. Bis dahin muss spätestens die erbrachte Leistung nachgewiesen werden. Aufgrund der medialen Berichterstattung hat die zuständige Landesabteilung aber bereits jetzt mit der Überprüfung begonnen.

"Webapplication programmiert, aber nicht befüllt"

Deren Ergebnis steht noch aus, doch für Schrott könnte es eng werden. Denn wie es am Montag aus der Agentur hieß, wurde zwar die "Webapplication programmiert, aber nicht befüllt". Das sei die "aufwendigere Arbeit" im Rahmen dieses Projektes, aber diese sei nicht Gegenstand des Auftrags gewesen. Interessant ist, dass Schrott beim Förderantrag Gesamtkosten von 46.000 Euro angegeben hatte, wie das Land bestätigt. Zuerkannt wurden ihm aber nur 24.000 Euro, und genau diese Summe wurde auch bereits bis Ende 2017 von der Agentur Smart Ventures an Schrott verrechnet.

Unklar ist zudem die Rolle des Vereins Kinderwelt Tirol, den Schrott zusammen mit anderen JVP-Mitgliedern 2015 gegründet hat. Außer Förderanträgen, die bis auf das Wanderprojekt allesamt abgelehnt wurden, hat der Verein seit 2015 keinerlei Aktivitäten gesetzt. Als Landesgeschäftsführer fungiert Matthias Weger, der heute für die Innsbrucker ÖVP arbeitet. Er war für Nachfragen zum Thema nicht erreichbar.

Die Kinderorganisation der JVP

Die Österreichische Kinderwelt, dessen Landesableger Schrotts Tiroler Verein war, gilt als "Kinderorganisation der JVP". Sie bekommt jährlich eine Förderung von 72.000 Euro aus dem Familienministerium, was einer Verdoppelung seit 2006 entspricht. Während heuer in dem Bereich vielen anderen Vereinen die Mittel gekürzt wurden, blieb die Förderung für die Kinderwelt stabil.

Nachfragen des STANDARD, wofür dieses Geld verwendet wird, blieben bisher unbeantwortet. Rasch gehandelt hat der bundesweite Verein aber nach dem Rücktritt des Tiroler Vereinsobmanns Dominik Schrott. Er wurde als Teammitglied, Schrott war einer der Stellvertreter von Bundesobmann Matthias Zwittag, von der Website gestrichen. Warum man sich auch gleich von der gesamten Tiroler Landesorganisation trennte, war nicht zu erfahren. (jub, ars, 27.8.2018)