"Portrait of Edmond Belamy", 2018.

Foto: Christie’s

Das Porträt des stattlichen Mannes scheint unvollendet, geheimnisvoll. Der Porträtierte posiert abseits der Leinwandmitte, seine Gesichtszüge sind verwischt. Große Stellen an den Rändern des Gemäldes bleiben leer. Edmond Belamy ist die Erfindung des französischen Künstlerkollektivs Obvious und Teil einer großen fiktionalen Familie, deren Gemälde von einer künstlichen Intelligenz geschaffen wurden.

"Porträts verdeutlichen am besten, dass Algorithmen in der Lage sind, Kreativität nachzuahmen", so Hugo Caselles-Dupré von Obvious. Gemeinsam mit Pierre Fautrel und Gauthier Vernier untersucht er die Schnittstelle zwischen Kunst und künstlicher Intelligenz. "Edmond de Belamy" ist Teil einer Porträtserie einer ganzen fiktionalen Familie ("La Famille de Belamy"), die der Algorithmus des Künstlerkollektivs erstellt hat.

15.000 Bilder in System eingespielt

Die Vorgehensweise der künstlichen Intelligenz erfolgte in zwei Schritten: Erst wurden 15.000 Bilder vom 14. bis zum 20. Jahrhundert in das System eingespielt, woraus der Computer eigene Bilder generierte. Danach wurde vom Algorithmus geprüft und unterschieden, welche davon Abbilder von Menschen sein könnten und welche nicht. Im Herbst wird das Bild des Mannes mit dem weißen Kragen in New York versteigert. Christie‘s schätzt seinen Wert auf 7.000 bis 10.000 Dollar. (red, 24.8.2018)