Wenn die frischgebackene Frau Meillinger heute noch immer in einem Amt ist, das sie deutlich erkennbar aus Rache an der österreichischen Diplomatie ausübt, lässt sich das nur damit erklären, dass sich der Bundeskanzler von der politischen Entmannung noch nicht erholt hat, die sie an ihm vollzog, indem sie es nicht für wert befand, ihn über die Privatheit ihrer Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande zu informieren. Die Möglichkeit, der russische Staatspräsident wäre ihr einfach nicht bedeutend genug erschienen, um seine Einladung mit dem Regierungschef abzusprechen, ist bei der hohen Meinung, die sie von sich selbst hat, nicht von vornherein auszuschließen, der Knicks spricht allerdings dagegen.

Mit einiger Sicherheit lässt sich hingegen sagen, dass die Regierung Kurz mit ihren Plänen eines tiefgreifenden Umbaus der Republik nach nicht einmal einem Jahr und einigen Vorstellungen als Staatszirkus erfolgreich im Zustand des Operettenstaates gelandet ist. Als Land des blöden Lächelns in Trachtenkostüm und Lederhose hat sich das türkis-blau regierte Österreich überzeugend in das Bewusstsein einer Welt eingeschrieben, die ein artiges Compliment leider nicht mehr zu schätzen weiß. Sie verkennt völlig den pädagogischen Impetus, der den österreichischen EU-Vorsitz fruchtbar machen und zeigen soll, dass die Maxime "Tu felix Austria nube" mit dem Abtritt der Habsburger ihre Bedeutung nicht verlieren kann, nur weil ein Narrensaum die Macht übernommen hat.

Sollte der Rest der Welt Bedenken haben, schweigt der Bundeskanzler dazu, in Duldungsstarre versunken. Für ihn ist so lange alles in Ordnung, als der Ballettmeister der Nation die formvollendete Ausführung des Knickses ergebenst bestätigte und er auf dem Weg zum Flughafen dem Gast die Krisenherde der Welt erklären durfte. Da es sich nicht zuletzt um eine Parteiveranstaltung der Freiheitlichen unter Beteiligung ihres Idols auf Kosten der Steuerzahler handelte, kam es dem Vizekanzler zu, die Knigge-Kompatibilität der nationalprivaten Devotionsbezeugung als allgemein übliche Höflichkeitsgeste zu preisen.

Nun hat Strache schon mit vielem, aber noch nie mit einer langen Leseliste geprahlt. Hätte er das meisterinnerte Buch Knigges je gelesen und so ernst genommen wie seine Knicksbewertung, dann wäre er heute mit Sicherheit ein völlig anderer Mensch. Schade! Mindestens wüsste er heute, dass dieses Buch vom "Umgang mit Menschen" handelt und nicht von Speichelleckerei vor Autokraten, wie sie zu einem Lieblingssport freiheitlicher Russland- und Ungarn-Fans geworden ist.

Übrigens wird abgesehen vom Schaden für das Ansehen Österreichs diese Einladung ein Fanal für den eisernen, bisher gezielt an den kleinen Leuten demonstrierten Sparwillen der Regierung. Die Kosten für die Sicherheit bei Privatbesuchen tragen ausländische Gäste selbst. Putin, der es wissen sollte, sprach von einer "streng privaten Reise". Sollte daraus plötzlich doch ein Arbeitsbesuch werden, dann müsste man darauf bestehen, dass auch künftige Arbeitsbesuche nicht ohne eine Abordnung von Donkosaken über die Bühne gehen. (Günter Traxler, 23.8.2018)