Der ehemalige Team-Tormann Robert Almer leitet nun die sportlichen Geschicke beim SVM.

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Gerald Baumgartner ist nicht mehr Trainer in Mattersburg.

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Mattersburg – Beim SV Mattersburg ist nun die gesamte sportliche Leitung von ihren Aufgaben entbunden worden. Nachdem am Samstag die Entlassung von Co-Trainer und und Videolanalyst Renato Gligoroski wegen "Kompetenzüberschreitung" bekannt wurde, wurden am Dienstag auch Chefcoach Gerald Baumgartner und Sportdirektor Franz Lederer verabschiedet. Man sehe sich "aufgrund der zuletzt gezeigten sportlichen Leistungen" dazu veranlasst, Baumgartner "mit sofortiger Wirkung freizustellen", hieß es in einer betont kurz gehaltenen Mitteilung des Fußball-Bundesligisten.

Einen Nachfolger für Lederer, der seit 2013 im Amt war gibt es bereits. Der ehemalige Team-Keeper Robert Almer wird seine Agenden übernehmen, der 34-Jährige war seit kurzem Tormanntrainer der Burgenländer. Almer absolvierte 33 Länderspiele für Österreich. Im Oktober 2016 erlitt der Steirer bei Austrias Europa-League-Auswärtsspiel gegen AS Roma eine schwere Knieverletzung, von der er sich nicht mehr erholte.

Pucher: "Keine Diskussionsgrundlage mehr"

Der von Obmann Martin Pucher zu diesem frühen Zeitpunkt durchgezogene Umbruch kommt nach einem 0:6-(0:3)-Debakel gegen den WAC am Samstag, der dritten Niederlage der Mattersburger en suite. "Ich habe es aufgrund der sportlichen Leistungen für notwendig erachtet, dass ich das mache", sagte Pucher. Baumgartner und Lederer hätten "seit Monaten keine Diskussionsgrundlage mehr" gehabt. Über Almer meinte der Klubchef: "Er ist ein solider, anständiger Kerl und hat mir schon imponiert, als er noch bei uns gespielt hat (2006 – 2008, Anm.)."

Als neuer Trainer wird Klaus Schmidt gehandelt, der 50-Jährige stand vor vor einigen Monaten beim SCR Altach unter Vertrag. Der neue Coach soll laut Pucher bis zur Länderspielpause Anfang September feststehen. Vorerst wird die Mannschaft von Amateure-Trainer Markus Schmidt betreut.

Baumgartner hätte gerne weitergemacht

Baumgartner meinte zu seiner Beurlaubung nach nur vier Spieltagen: "Es ist sehr schade, und es tut mir sehr leid. Die Ergebnisse und die Leistungen haben zuletzt leider nicht gepasst. Ich hätte sehr gerne weitergemacht und war positiv gestimmt." Er nehme die Entscheidung gefasst auf. "Ich war immer mit vollem Eifer und ganzem Herzen dabei. Ich und der Verein sind gemeinsam doch ein großes Stück des Weges gegangen, ich will nichts Schlechtes sagen."

Ursprünglich hatte Baumgartner noch einen Vertrag bis Ende Juni 2020, nun endete seine Ära nach 62 Spielen an der Seitenlinie. "Trainer zu sein trägt immer ein Risiko in sich, weil man abhängig von Ergebnissen ist. Ich war aber bis zuletzt positiv gestimmt und denke auch, dass wir für Mattersburger Verhältnisse durchaus erfolgreich unterwegs gewesen sind", sagte Baumgartner.

Der 53-jährige Salzburger verwies auf die schwierige Situation im Vorjahr, als Mattersburg lange im Tabellenkeller festsaß – am Ende aber Sechster vor der Austria wurde und das Halbfinale im ÖFB-Cup erreichte. Dass dieser Kredit beim Klubchef nun bereits nach vier Bundesligarunden verspielt war, sei für ihn doch überraschend. "In meiner Zeit wurden schon sehr viele Dinge sehr richtig gemacht." Die Mannschaft habe er "auf alle Fälle" noch erreicht. "Wir hatten einen super Teamspirit."

"Sollte Warnschuss für die Mannschaft sein"

Zuletzt kolportierte zwischenmenschlichen Probleme mit Sportdirektor Franz Lederer wies Baumgartner zurück. "Es war immer ein normales Arbeitsverhältnis. Er hat eben seine Arbeitsweise, ich habe meine." Ob er nur der Erste eines Kahlschlages in der sportlichen Führungsriege sei, wollte Baumgartner nicht sagen. Bereits vor der Niederlage gegen den WAC hatte sich der Verein von Co-Trainer Renato Gligoroski, einem langjährigen Weggefährten Baumgartners, getrennt.

"Wenn der Verein einen Trainer beurlaubt, dann sollte das ein Warnschuss für die Mannschaft sein. Jetzt sind die Spieler gefragt, die Ergebnisse wieder auf den Platz zu bringen", sagte Baumgartner. Der frühere Coach der Red Bull Juniors will sich nun eine Auszeit nehmen und dann seine "guten Kontakte", etwa zu Frankfurt-Trainer Adi Hütter oder Bayern-Coach Niko Kovac, nützen. "Ich würde gern hospitieren und mich weiterbilden. Wenn man Chefcoach eines Bundesligisten ist, bleibt dafür kaum Zeit." (red, APA, 21.8.2018)