Das Studio entschied, Spacey wegen seiner "kleinen Nebenrolle" im Film zu lassen.

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Nur wenige Personen verirrten sich vergangenen Freitag zum Start von "Billionaire Boys Club" mit Kevin Spacey in amerikanische Kinosäle. Gegen den Schauspieler läuft derzeit ein Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs. Am Starttag nahmen die amerikanischen Kinos nur 126 Dollar (rund 110 Euro) ein, am ersten Wochenende waren es insgesamt knapp 425 Dollar.

Die Filmbiografie über eine Gruppe wohlhabender junger Männern, die mit illegalen Investitionen ihr Geld vermehren wollen, wurde 2015 vom Filmverleih Vertical Entertainment gedreht. Trotz berühmten Casts mit Ansel Elgort (Baby Driver, Das Schicksal ist ein mieser Verräter), Emma Roberts (Wild Child, Nerve) und Taron Egerton (Kingsman: The Secret Service) lief der Film ohne Marketing in nur acht amerikanischen Kinos an – darunter weder in Los Angeles noch in New York.

Weniger als zwei Karten pro Kino

Der Hollywood Reporter stellte eine Rechnung an: Im Durchschnitt wurden pro Kino 12,75 Dollar eingenommen. Eine Kinokarte kostet im Durchschnitt neun Dollar – somit wurden in jedem Kino weniger als zwei Karten für den Film gekauft.

Im Gegensatz zu anderen Produzenten entschied Vertical Entertainment, Spacey aufgrund seiner "kleinen Nebenrolle" im Film zu lassen. Netflix feuerte den 59-Jährigen Ende 2017 von der Serie "House of Cards", nachdem sich die Vorwürfe wegen sexueller Belästigung mehrten. Ridley Scott ersetzte in "Alles Geld der Welt" alle Szenen mit Spacey kurzerhand durch Christopher Plummer.

Vor dem Start verkündete das Filmstudio, es hoffe, die Vorwürfe würden den Filmstart nicht beeinträchtigen. Die Anschuldigungen seien während der Produktion vor mehr als zwei Jahren nicht öffentlich bekannt gewesen, und Spacey spiele nur "eine kleine Nebenrolle". Das Publikum solle selber entscheiden, was es von den Vorwürfen halte – "aber nicht auf Kosten des gesamten Casts und der Crew des Films". (red, 20.8.2018)