Szenenwechsel von der Steiermark nach Brandenburg: Auch bei Wladimir Putins Besuch bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel lachte die Sonne, der russische Präsident war aber darüber hinaus selbst zum Zwecke des Schönwettermachens gekommen. Die versuchte Wiederannäherung ist eine Folge der Erkenntnis, dass die Russen, die neben dem militärischen auch das politische Feld in Syrien dominieren, nun Hilfe brauchen: Allein können sie den Wiederaufbau Syriens nicht stemmen. Die Vorstellungen des Assad-Regimes, nur Freunde oder zumindest Neutrale – Russland, Iran, China – in Syrien investieren und verdienen zu lassen, sind illusorisch. Putin weiß das.

Er hoffte auf die USA: Aber auch wenn US-Präsident Donald Trump bei der Pressekonferenz mit Putin in Helsinki Mitte Juli quasi eine politische Version der Kneissl'schen Kniebeuge vom Samstag lieferte: Washington hat Moskau inzwischen eine Absage erteilt, was die Bildung einer "Joint Group" für den syrischen Wiederaufbau betrifft.

Etwa 400 Milliarden US-Dollar sind nötig. Putin führte bei Merkel richtig an, dass auch die Europäer Interesse daran haben müssten, dass Syrien wieder instand gesetzt wird, Stichwort Flüchtlinge. Aber auch er selbst sitzt in der Syrien-Falle. Und das ist die Chance, Russland davon zu überzeugen, die anderen doch noch beim politischen Prozess mitreden zu lassen. Erst dann kann – und sollte – das Geld zu fließen beginnen. (Gudrun Harrer, 20.8.2018)