Außenministerin Karin Kneissl begab sich nach ihrem Tanz mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in eine tiefe Verbeugung vor diesem. Zu sehen ist das in einem Beitrag des russischen Staatssenders Russia Today, der den Besuch als Propaganda für Putin ausschlachtet.

Foto: Screenshot Russia Today

Gamlitz – "The Bride Was a Dream in a Dirndl, but Putin Stole the Show", titelte die New York Times ihre Story über die Hochzeit der österreichischen Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ). Auch zahlreiche andere internationale Medien berichteten über die Hochzeit an der südsteirischen Weinstraße, die kaum noch als privates, intimes Ereignis gelten konnte, sondern vielmehr als Politikum wahrgenommen wurde.

Ein Beitrag des russischen Staatssenders Russia Today, der den Besuch als Propaganda für Putin ausschlachtet.
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Die Hochzeitsgäste mussten strenge Sicherheitsvorkehrungen und Taschenkontrollen über sich ergehen lassen, dafür wurden sie Zeugen einer launigen Hochzeitsrede von Wladimir Putin sowie eines Tanzes, an dessen Ende die Außenministerin mit einem tiefen Knicks vor dem russischen Präsidenten regelrecht in die Knie geht. Die auf Deutsch gehaltene Rede Putins wurde vom russischen Fernsehsender TV5 gezeigt. "Besser spät als nie", meinte Putin zu der Vermählung und lobte sowohl Österreichs Gastfreundschaft als auch Kneissls Liebe zu Hunden. Sie, nämlich die Außenministerin, und ihr Mann seien in Russland jedenfalls immer willkommen.

Ein ganzer Chor als Geschenk

Auf einem weiteren Video von der Hochzeit, das ebenfalls in russischen Medien verbreitet wurde, sind Tanz- und Musikeinlagen der russischen Gäste – darunter des Donkosaken-Chors, den Putin als Hochzeitsgeschenk mitgebracht hatte – sowie eine heiter tanzende Außenministerin mit ihrem ausgelassenen Mann zu sehen.

FPÖ-Chef und Hochzeitsgast Heinz-Christian Strache freute sich über die internationale Berichterstattung, eine bessere Werbung für Österreich könne es gar nicht geben. Auf Facebook legte er zudem "manchen Journalisten" nahe, den Knigge zu lesen: Der "höfliche Knicks von ihr nach dem Tanz" sei Teil des Faches "Erziehung und gutes Benehmen", mit dem "die 68er-Generation" offenbar auf Kriegsfuß stehe. Die Außenministerin wisse schlicht, was sich gehöre.

Thomas Schäfer-Elmayer, Chef der Wiener Tanzschule Elmayer, teilte in mehreren Medien mit, ein Knicks sei in der Tat Teil mancher Tänze.

Das sahen freilich nicht alle so. Die Opposition in Österreich übte heftige Kritik an Putins Teilnahme an der Hochzeit, die von der Regierung zuletzt als Arbeitsbesuch tituliert worden war. Der Kreml hingegen bezeichnete Putins Anwesenheit bei der Hochzeit als "privaten Besuch".

Verlängerter Arm

Türkis-Blau werde "als verlängerter Arm des russischen Regimes in der Europäischen Union wahrgenommen und verspielt die gute Reputation des Landes", kritisierte der grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon und forderte Kneissls Rücktritt.

In der Ukraine ist man über den "privaten" Besuch des russischen Präsidenten wenig erfreut. Die Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im ukrainischen Parlament, Hanna Hopko, erklärte, dass Österreich mit der Hochzeitseinladung für Putin kein neutraler Vermittler in der Ukraine mehr sein könne.

Sonderbeauftragte

Vorangetrieben und organisiert hatte den Besuch offenbar Margot Klestil-Löffler, die aus ihrer Zeit als Präsidentengattin noch gute Putin-Kontakte hat. Klestil-Löffler ist derzeit Russland-Sonderbeauftragte im Außenministerium.

Bundeskanzler Sebastian Kurz durfte mit Putin in dessen Limousine auf dem Rückweg von Gamlitz nach Graz mitfahren und hatte so Gelegenheit, über die politische Situation zu plaudern.

DER STANDARD

In Moskau wurde Putins Besuch sehr positiv aufgenommen: Der Hochzeitsbesuch zeige, dass er "als sehr menschlicher Politiker aufgenommen wird, mit dem es angenehm ist, sich zu unterhalten, der Besuch wirkt in solch einer ungewöhnlichen Situation sehr gelungen", sagte der Vizechef des Außenausschusses im Föderationsrat, Wladimir Dschabarow. Dass Putin als Privatperson dorthin gefahren sei, zeige nur, dass "Russland ein ganz normales Land ist", fügte der russische Senator hinzu. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies Kritik an der Hochzeitsteilnahme Putins, die besonders laut aus der Ukraine kam, zurück.

In den russischen Medien wird der Doppelbesuch in Österreich und Deutschland relativ breit behandelt. In den Kommentaren wird das Wochenende überwiegend als russischer Erfolg bewertet. Russische Medien waren auch die ersten, die exklusive Bilder von der Hochzeit zeigten. Zugang hatten offenbar Journalisten der "Nationalen Mediengruppe", die dem Putin-Vertrauten und Bankier Juri Kowaltschuk zugeordnet wird. (André Ballin, Manuel Escher, Walter Müller, Michael Völker, 19.8.2018)