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Auf der Hochzeit der Außenministerin Karin Kneissl schwang Wladimir Putin das Tanzbein.

Foto: AP/Alexei Druzhinin

Der Spruch, der die Wiener Secession krönt, lautet: "Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit." Unsere Zeit ist mittlerweile geprägt von Versuchen, diese Freiheit der Kunst wieder einzuschränken, die ein Lackmustest ist für den Zustand der Gesellschaft. Wo zuerst die Kunst eingeschränkt wird, dort gilt dieselbe Einschränkung auch bald für andere, alltäglichere Lebensbereiche.

In der Geschichte Europas ist bereits viel und intensiv um diese Freiheit gekämpft worden, und jedes verteidigte, jedes gesicherte Fleckchen dieses Territoriums hat ein Stück weit die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger gesichert. In Russland wird gleichzeitig die Grenze dieser Freiheit unnachgiebig weiter und immer weiter verschoben. Repressalien gegen missliebige Kunstschaffende wie Pussy Riot oder den seit langem in Hungerstreik getretenen ukrainischen Regisseur Oleg Senzow, der sich in einem russischen Lager in kritischem Zustand befindet, zeugen davon. Eine Demokratie im herkömmlichen Sinn greift nicht auf solche Methoden zurück, sie scheut den kritischen Blick und die künstlerische Auseinandersetzung nicht.

Ungehört verhallten Appelle von Kollegen wie Aki Kaurismäki, Jean-Luc Godard, von Nobelpreisträgerinnen wie Herta Müller und Swetlana Alexijewitsch oder auch von Frankreichs Präsidenten Macron. Auf der Hochzeit der Außenministerin schwang Putin das Tanzbein, ohne sich unangenehmen Fragen stellen zu müssen. (Julya Rabinowich, 19.8.2018)