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Spannung steht in Claudia Piñeiros Krimi nicht an erster Stelle. Interessant ist vielmehr die kühle Schilderung einer Politikerkaste, die universale Merkmale aufweist. Glatt, skrupellos, medienaffin. Dem Mitteleuropäer wird es egal sein, welche innenpolitischen Querelen in Argentinien auf der Tagesordnung stehen. Aber sie sind typisch. Eine neu gegründete Partei macht die Teilung einer Provinz in zwei Provinzen zur Chefsache. Dahinter steht der Plan des Parteiführers, weiter in der Hierarchie aufzusteigen. Offiziell wird mit wirtschaftlichen Gründen argumentiert.

Der junge Roman Sabate, naiv, orientierungslos und ohne besondere Qualifikationen, steigt in der Partei auf und wird zum Privatsekretär des Rudelführers. Der braucht, um beim Volk gut anzukommen, eine medial geeignete Familie mit Kind. Der Privatsekretär wird zum Kindermädchen. Doch eines Tages macht er nicht mehr mit. Piñeiro ist eine kühle Beobachterin des Zusammenspiels zwischen Politik und digitalen Fakes. Argentinien ist überall. (Ingeborg Sperl, 20.8.2018)