Sie schlagen nachts zu: Wanzen leben von menschlichem Blut und hinterlassen juckende Bissspuren.

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Es begann mit dem harmlosen, naiven Ausruf: "O, ein Käfer!" Zack, war er im Taschentuch zerquetscht und im Klo runtergespült. Erst einige Momente später kamen Bedenken: ein Käfer im Bett? Mitten in Manhattan? Bei Minusgraden im Freien?

Eine kurze Google-Bildersuche brachte die beunruhigende Gewissheit: Der Käfer war eine Bettwanze – ein Urlaubssouvenir, das man nicht mit nach Hause nehmen will. Und nun?

Erster Schritt: Rat einholen – im Internet. Und bei der Freundin, die in Paris lebt, schon öfter mit den Viechern zu tun hatte und nach einem Wanzenbefall sogar die ganze Wohnung renovieren und einen Großteil der Möbel entsorgen musste. Ihr Rat: Sämtliches Gepäck weit weg vom Bett lagern, am besten im Badezimmer. Denn Wanzen verstecken sich im und ums Bett. Feuchtigkeit mögen sie außerdem gar nicht.

Aus der Ferienwohnung ausziehen war finanziell gesehen keine Option, also durchbeißen und sich nicht beißen lassen. Auch dafür gibt es einen Tipp. Denn Bettwanzen kommen nachts, wenn es dunkel ist, um sich ihre Opfer zu suchen. Die eingeschaltete Tischlampe unter dem Bett sollte Tageslicht simulieren; im Nachhinein betrachtet wohl eher ein erfolgreicher Versuch, die eigenen Nerven zu beruhigen, nicht die Bettwanzen von der Jagd abzuhalten.

Eine große Überwindung

Die erste Nacht – wissentlich im Wanzenbett zu liegen – kostet jedenfalls große Überwindung, der Rest des Urlaubs vor allem Mühe: Kontaminierte Kleidung und Gegenstände, die im Bett waren, nicht mit unverseuchten in Kontakt bringen, Schmutzwäsche keinesfalls herumliegen lassen, denn die mögen Wanzen am liebsten.

Vor der Abreise in den nächsten Urlaubsort ist erst einmal Wäschewaschen angesagt. Um Bettwanzen loszuwerden, müssen Textilien mit mindestens 60 °C gewaschen werden. Das Problem: Amerikanische Waschmaschinen heizen das Wasser nicht von selbst auf, es gibt nur drei Optionen: "cold", "warm" und "hot". Letztere bedeutet, dass das Wasser so heiß ist, wie es aus der Leitung kommt. Wie heiß genau das ist, weiß man auch im Waschsalon nicht. Hilft alles nichts, Waschen bringt vielleicht trotzdem was. Gleich danach wandert die Wäsche in große, verschließbare Plastiksäcke aus dem Supermarkt – ein weiterer Versuch der Schadensbegrenzung. Neu Gekauftes, Souvenirs etc. werden ohnehin sofort nach dem Kauf in Plastik gepackt.

Besondere Maßnahmen

Bei der Rückkehr nach Hause sind freilich drastischere Maßnahmen angesagt. Beim Wiedersehen mit den Lieben wird auf Umarmungen verzichtet, nicht dass noch eine Wanze überspringt. Dann führt der erste Weg in den Keller. Dort wird sämtliches Gepäck inklusive der aktuellen Kleidung doppelt in schwarze Müllsäcke verpackt.

Am nächsten Tag wird sortiert, Textilien erneut mit 60 °C gewaschen und getrocknet. Alles andere – wirklich alles – kommt für fünf Tage ins Gefrierfach bei mindestens -18 °C, auch Ladegerät, Reisepass, Shampoo, Schuhe und Geldscheine.

Für den Koffer ist weder Waschen noch Einfrieren eine Option, hier sind besondere Maßnahmen gefragt. Mit einem Bed-Bug-Killer-Spray – noch im amerikanischen Supermarkt gekauft – wird er eingenebelt, in eine dreifache Schicht Müllsäcke gesteckt und mit Klebeband verschlossen. So muss das gute Stück nun im Keller ausharren, für mindestens ein halbes Jahr. Denn so lange können Bettwanzen ohne Nahrung überleben. Und dann heißt es hoffentlich endlich: wanzenfrei! (Bernadette Redl, 18.8.2018)