Nach der Gemeinderatswahl 2017 zog Niko Swatek als erster und einziger Neos-Gemeinderat ins Grazer Stadtparlament ein.

Foto: neos

Graz – "Das war echt brutal", sagt Niko Swatek. "Nie vergessen" werde er diesen Tag im Grazer Gemeinderat, als er zu seiner ersten Rede ans Pult musste.

"Also, ich hab ja den letzten Sitzplatz, ganz hinten am Ende, im Eck, und daher auch den längsten Weg zum Podium. Dann geh ich langsam los, alle schauen mich an, und ich hör aus den Sitzreihen Getuschel und irgendwelche negativen Kommentare. Echt ein Spießrutenlauf. Ich hab dann meine Rede gehalten, bin vom Podium runter – und es war plötzlich Totenstille. Normalerweise klatschen zumindest die eigenen Leute aus der Partei. Aber ich bin ja allein. Das war echt brutal".

Nach dem ersten Dämpfer als No-Name im Gemeinderatssaal habe er mittlerweile aber eine zweite Erfahrung gemacht: "Es geht was, du kannst sogar als Einzelner etwas bewegen." Genau das sei auch der Impetus gewesen, in die Politik zu gehen.

Immer nur gesudert

Swatek erinnert sich: "Ich bin von Menschen umgeben gewesen, die immer über die Politik gesudert haben, sie kritisiert haben, und als es dann in meinem Studium um die schlechten Studienbedingungen ging, wollte ich nicht wieder einer von denen sein, die nur sudern und sich aufregen. Ich hab mir gedacht, ich pack's einfach selber an. So bin ich dann in das Ganze reingerutscht."

Zuerst Studentenvertreter in der Technischen Physik auf der Fachschaftsliste, dann bundesweite ÖH-Politik. Andocken bei den Junos, den jungen Neos. Swatek schreibt für die ÖH-Wahlen das Uni-Konzept für die Junos, und bald darauf kommt das Angebot, er möge doch bei sich zu Hause, in Graz und der Steiermark, eine Neos-Bastion aufbauen.

Anfang 2017 zieht der damals 26 Jahre alte Student dann als einziger und erster Neos-Gemeinderat ins Stadtparlament ein. "Über meine Homepage und Facebook hab ich dann Grazerinnen und Grazer aufgerufen, dass sie mir ihre Ideen schicken. Das funktioniert bis heute ganz gut."

Der Entschluss, hier in Graz zu kandidieren, sei trotz des "Alleinkämpferdaseins" richtig gewesen. "Wann", fragt sich Swatek, "wirst du je wieder in deinem Leben die Chance bekommen, deine Ideen direkt in die Politik einzubringen? Wenn ich mein Studium gleich abgeschlossen hätte: Wäre dieses Angebot in fünf, zehn Jahren noch da gewesen?"

Supercomputer

Es seien mittlerweile schon einige Neos-Anträge im Stadtparlament angenommen worden. Etwa dass die Stadt im Sommer neben etwaigen Freizeitaktivitäten auch Programmier- und Technikkurse anbieten soll. Er habe per Antrag angeregt, dass die Stadt Graz versuchen soll, einen "Supercomputer" zu bekommen, sie soll zudem Start-ups engagieren, Sharingmodelle für die E-Mobilität zu entwickeln.

Graz solle sich als Austragungsort für die "Wissenschaftsolympiade" für Jugendliche bemühen. Auch dieser Antrag sei angenommen worden. Und schließlich: "Bei der Parteienförderung konnte ich eine genaue Kontrolle bewirken."

Viel Muße zu studieren bleibe nicht mehr. "Ich muss schon sehr viel Zeit investieren, und dann kommt noch, das sich schon einiges ändert, wenn du in der Politik bist. Denn plötzlich bist du irgendwie auch eine Person öffentlichen Interesses. Wenn ich mit Freunden fortgehe, ist es nicht mehr so wie früher. Dann ist das teilweise Arbeit, dann kommen Leute her, die dich kennen, und wollen mitten in einem Club plötzlich über Politik reden und von ihren Ideen erzählen oder sogar Selfies machen."

Die Eltern haben ein ganz anderes Anliegen an ihren Sohn: Er soll endlich sein Studium, den Master, fertigmachen. "Aber ansonsten hoffe ich, dass sie stolz sind", sagt Swatek. "Mein Vater war sehr kritisch und hat gemeint: Was kann man schon allein ausrichten? Ich glaub, er musste jetzt lernen, dass es doch geht." (Walter Müller, 17.8.2018)