Vieles ist im Leben wichtig. Aber was steht an erster Stelle? Die Antwort ist oft Abwägungssache.

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Wenn man Menschen auf der Straße fragt: "Was ist das Wichtigste im Leben?", würden viele sicherlich "Gesundheit" antworten. Wenn es jedoch um alltägliche Entscheidungen geht, handeln viele Menschen paradoxerweise genau gegenteilig.

Im politischen Umfeld ist es ähnlich: Stehen Wahlen an, wird die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung für Politiker ein zentrales Thema. Mit allen Versprechungen und Versicherungen, die dafür notwendig sind. Sind die Wahlen vorbei, rückt dieses politische Anliegen in den Hintergrund – und es werden politische Entscheidungen getroffen, die gerade nicht im Sinne der öffentlichen Gesundheit stehen. Das ist frustrierend.

In Zagreb haben sich Public-Health-Experten zu einer Aktionsgemeinschaft formiert. U3 heißt ein Forum, das 2015 gegründet wurde. Gesundheitsfragen sollten nicht wie bisher in fachkundigen Insider-Kreisen, sondern breit diskutiert werden.

"Naiver Blick"

Die U3-Initiatoren luden deshalb Akademiker aus anderen Fachrichtungen ein. Jeden Dienstag um 15 Uhr kommen in Zagreb Historiker, Philosophen, Soziologen, Politikwissenschafter, Anthropologen, Pflegekräfte und Mediziner zusammen. Viele von ihnen haben einen "naiven Blick" auf Gesundheitsfragen, und gerade das ist ein Vorteil für die Leute aus Public Health.

Und weil die Diskussion durchaus anspruchsvoll und schlagkräftig in einer Lösungsfindung sein soll, habe man sich mit dem Wort "Wahrheit" Gehör verschafft. Was man meinte, sind wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre gesellschaftliche Umsetzung. Im Zuge der Wahlen in Kroatien bekam U3 eine meinungsmachende Rolle. Die Gruppe wurde zu einer Art Sprachrohr der Zivilgesellschaft, eine Art Guerilla- oder Aktivisten-Truppe im Kampf für eine insgesamt gesündere Gesellschaft.

U3 ist also mit einem Wachhund vergleichbar, der bellt, wenn die Politik ungesund agiert. In dem Sinne beruft sich die Zagreber Gruppe nicht nur auf Michel Foucault, Plato und Sokrates, sondern auch auf den kroatischen Gesundheitsexperten Andrija Stampar, einen der Mitbegründer der WHO, und seine zehn Prinzipien für eine gesunde Gesellschaft. (Karin Pollack, CURE, 28.12.2018)