Wien – Viele Naturstoffe und Krebsmittel haben ein Grundgerüst, das bisher nur sehr beschränkt herstellbar war. Wiener Forscher ist es nun gelungen dieses Grundgerüst mithilfe von Schwefelverbindungen in allen erdenklichen Variationen zu produzieren. Manche davon sind vielleicht effektivere Krebs-Hemmer als die bisherigen Versionen, erklärt Nuno Maulide von der Universität Wien.

Besagtes Grundgerüst sind sogenannte "1,4-Dicarbonyle". Sie bestehen aus vier Kohlenstoff-Atomen, von denen die beiden äußersten jeweils ein Sauerstoff-Atom doppelt an sich binden. Es gibt derer vier räumliche Anordnungen, von denen man bisher ein bis zwei mehr schlecht als recht herstellen konnte, so Maulide, der am Institut für Organische Chemie der Uni Wien forscht. Mit zwei Mitarbeitern hat er bestimmte Schwefelverbindungen, sogenannte Sulfoxide, eingesetzt, die bei der Synthese von "1,4-Dicarbonylen" helfen. Der Schwefel taucht nur in Zwischenprodukten auf und hinterlässt im fertigen Grundgerüst keine Spuren, betonen die Wissenschafter.

Mit verschiedenen Sulfoxiden können die Forscher mit ein und derselben Methode alle vier "1,4-Dicarbonyle" einzeln synthetisieren. Sie produzierten damit sogenannte "Matrix-Metalloprotease-Enzym-Inhibitoren", die als wirksame Medikamente gegen Krebs bekannt sind. Weil bisher aber nur ein bis zwei "1,4-Dicarbonyle" zur Verfügung standen, waren auch nur zwei von vier möglichen solcher Inhibitoren herstellbar. "Niemand konnte also die anderen Formen testen, die möglicherweise aktiver sind als die bisherigen", so der Forscher. Dies solle nun eiligst nachgeholt werden. (APA, 17.8.2018)