Viele rechnen damit, dass Maria Vassilakou bei der kommenden Wahl nicht mehr kandidieren wird.

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Gemeinderat Peter Kraus gibt kommende Woche eine Erklärung ab. Dass es sich dabei um das Bemühen um die grüne Spitzenkandidatur handelt, will er nicht bestätigen.

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David Ellensohn soll schon länger Vassilakou nachfolgen wollen.

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Joachim Kovacs gilt ebenfalls als Kandidat.

Ewa Dziedzic ist Frauensprecherin der Wiener Grünen.

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Der interne Wahlkampf für die Spitzenkandidatur der Grünen bei der Wien-Wahl 2020 scheint eröffnet. Ab dem kommenden Montag sind Bewerbungen möglich. Wer sich für den Platz eins auf der Liste interessiert, hat bis Anfang September Zeit, dies kundzutun. Beteiligen können sich Parteimitglieder, aber auch Nichtmitglieder, die sich als Wähler registrieren lassen. Einzige Voraussetzungen: Man muss sich "mit den grünen Grundwerten und dem grünen Programm identifizieren können" und darf kein Mitglied, Funktionär und Kandidat "einer konkurrierenden Partei sein".

Darüber, wer innerhalb der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou beerben will, wird bereits seit längerem spekuliert. Der Bewerbungsstartschuss dürfte von dem grünen Gemeinderat Peter Kraus kommen. Dem Sprecher für Wirtschaft, Jugend und Sprecher der Grünen Andersrum Wien werden schon seit geraumer Zeit Ambitionen für das Amt nachgesagt. Am Dienstag verschickte Kraus eine Einladung: "Für manche Entscheidungen im Leben nimmt man sich ausreichend Zeit. Ich werde kommende Woche, am 21. August, eine persönliche Erklärung abgeben."

Keine Erklärung zu Erklärung

Dass es bei dieser Erklärung um seine Kandidatur geht, wollte der ehemalige Mitarbeiter in Vassilakous Büro im Gespräch mit dem STANDARD vorab nicht bestätigen. "Ich habe viele Kollegen und Wegbegleiter eingeladen. Ich möchte dort sagen, was ich mir vorgenommen habe", sagt der 31-Jährige.

Neben Kraus wird auch noch zwei weiteren Männern aus Wien Bereitschaft nachgesagt. Der Rathaus-Klubobmann der Grünen, David Ellensohn (55), ist seit 17 Jahren im Wiener Rathaus aktiv. Von 2004 bis 2010 war er nichtamtsführender Stadtrat sowie Mitglied der Wiener Landesregierung. Er ist nach Vassilakou der wohl bekannteste Grüne in der Bundeshauptstadt und soll schon lange auf eine Chance warten.

Noch keine Frauen

Auch Joachim Kovacs wird als möglicher Kandidat gehandelt. Er konnte sich 2015 als Landessprecher der Grünen gegen Georg Prack behaupten. Im Rathaus hat er jedoch noch kaum Erfahrungen sammeln können. Seit 2010 ist der 34-Jährige Klubvorsitzender der Grünen Ottakring. Nebenberuflich leitet Kovac eine Tennisschule, sein Stirnband trägt er aber auch abseits des Courts.

Spekuliert wird jedoch auch, dass sich ab kommender Woche weitere Kandidaten hervortun. So rechnet man vor allem damit, dass sich noch eine weibliche Kandidatin der Wahl stellen wird, da sich gerade die Grünen in den vergangenen Jahren für Frauen an der Spitze auf allen Ebenen stark gemacht haben. Eine mögliche Kandidatin ist etwa Ewa Dziedzic. Sie ist seit 2014 Frauensprecherin der Wiener Grünen und seit 2015 Bundesrätin. Bei den Nationalratswahlen 2017 kandidierte Dziedzic auf Listenplatz sieben der grünen Landesliste.

Zweifel an Vassilakou-Kandidatur

Dass Vassilakou selbst wieder für die Grünen in den Ring steigen könnte, wird in der Partei stark angezweifelt. Bei der öffentlichen Debatte um ihre Zukunftspläne hält sich die Verkehrsstadträtin allerdings zurück. Vassilakou ist seit 2004 an der Spitze der Wiener Grünen, seit 2010 ist sie Vizebürgermeisterin und Stadträtin. Sollte sie sich für eine neuerliche Kandidatur entscheiden, gelten für sie jedoch die gleichen Regeln wie für die Herausforderer.

Denn mit der Interessenbekundung ist die Sache nicht abgeschlossen: Wer tatsächlich zur Wahl bei der Grünen Landesversammlung Ende November antreten will, braucht eine gewisse Anzahl an Unterstützungserklärungen: 100 sind für relativ neue Personen nötig. Mandatare, die bereits zwei Perioden absolviert haben, müssen 200 Stimmen sammeln. Mindestens die Hälfte der Unterstützer müssen aber jeweils Parteimitglieder sein.

Auf das neue Prozedere haben sich die Rathaus-Grünen nach internen Querelen und dem Ausscheiden aus dem Nationalrat im vergangenen Juni bei ihrer Landesversammlung geeinigt. Bisher wurde die Reihung auf der Landesversammlung selbst vorgenommen. Das neue System soll mehr Mitbestimmung erlauben und Grabenkämpfe verhindern. (Oona Kroisleitner, 16.8.2018)