Piräus – "Olympiakos steht auf gegen Diskriminierung", heißt es in einer Kampagne des Spitzenklubs aus Piräus. Toleranz, Respekt, Fairplay – das sind Werte, die der Sport vermittelt und die von Griechenlands Rekordmeister trotz einiger Skandale in der Vergangenheit geteilt werden.

Doch nun ist Olympiakos mit der Verpflichtung des israelischen Kapitäns Bibras Natcho in ein politisches Dilemma geraten. Denn seit Jänner ist auch Ehsan Hajsafi, Vizekapitän des Iran, in Piräus unter Vertrag. Nie zuvor standen Spieler dieser Länder gemeinsam für eine Mannschaft auf dem Platz. Der 30-jährige Natcho kam ablösefrei von ZSKA Moskau, Safi wurde von Panionios Athen verpflichtet.

Iranisches Verbot seit 1979

Der Iran hat Israel neben den USA zu seinem Hauptfeind erklärt und spricht dem jüdischen Staat das Existenzrecht ab. Seit 1979 ist es iranischen Sportlern untersagt, in Wettkämpfen gegen Israelis anzutreten, geschweige denn mit ihnen zusammen für ein Team aufzulaufen.

Der massiven Folgen, denen sich Olympiakos nun seitens des Iran und einiger Fangruppen ausgesetzt sieht, waren sich die Kaderplaner wohl nicht bewusst. Piräus befürchtet in den Tagen bis zum Saisonstart massiven Druck aus Teheran. Möglich sogar, dass Irans Führung Hajsafi die Kündigung seines Vertrags aufzwingt.

Ob der 28-Jährige einer solchen Aufforderung nachkäme, ist allerdings zweifelhaft. Schon 2017 widersetzte er sich den Vorgaben der eigenen Regierung, als er für Panionios Athen in der Europa League gegen den israelischen Klub Maccabi Tel Aviv auflief. Das iranische Sportministerium hatte anschließend öffentlich den Ausschluss aus der Nationalmannschaft gefordert – bislang vergeblich. Hajsafi stand bei der WM 2018 in allen drei Vorrundenspielen auf dem Platz, in zwei davon sogar als Kapitän. (sid, 15.8.2018)