Ethan Sonneborn.

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Interessante Vorstellung: Hans Bürger und Nadja Bernhard interviewen im Sommergespräch Zukunftshoffnungen der Politik, die gerade ins Parlament drängen. Gefragt wird nach den Schulnoten und danach, ob die Eltern besorgt sind, weil er/sie so hoch hinaus will. "Wenn du bei der Wahl gut abschneidest, wirst du die Schule abbrechen?", legt Bürger nach; Bernhard ergänzt in ihrer herzlichen Art: "Hast du, lieber Junge, denn schon eine Freundin?"

Sollte jemand jetzt wunderlich lachen, hat er die schöne Schlusspointe der ZiB 2 verpasst. Armin Wolf zeigt eine US-Politdebatte, in deren Mitte ein 14-Jähriger argumentiert. Ethan Sonneborn will Gouverneur des Bundesstaates Vermont werden. Yes he can! Dem jungen Demokraten war aufgefallen, dass in der Verfassung kein Mindestalter für das Ergreifen des Amtes festgelegt ist.

Recherchen ergaben: Ethan, der von der Schulbank aus das Land in die Zukunft führen will, ist frustriert von der aktuellen Politik. Er präsentiert sich als Kämpfer für Familie, Arbeiter und Bildung. In seinem soliden Anzug wirkt Ethan sehr erwachsen, professionell, eine Frühbegabung offenbar. Im ZiB 2-Beitrag ist zu sehen, wie ihm fünf demokratische Gegenkandidaten (es liefen Vorwahlen) andächtig zuhören. Keiner lacht. Auch Ethan nicht, der es offensichtlich ernst meint.

Wie mittlerweile bekannt wurde, hat es Ethan doch nicht geschafft. Er wurde mit 8,2 Prozent der Stimmen Letzter. Ein Ende seiner Politkarriere sieht er darin jedoch nicht. Immerhin hat er Debatten ausgelöst – und nicht nur darüber, ob ein Gouverneur nicht zumindest einen Führerschein besitzen sollte. Ethan wäre ja auch der erste Gouverneur geworden, der selbst nicht wählen darf. (Ljubiša Tošic, 15.8.2018)