Angesichts der sich immer rascher drehenden Eskalationsspirale im Konflikt zwischen Ankara und Washington ist man geneigt zu sagen: Erdogan und Trump, bremst euch ein, jetzt und sofort. Denn weitere unüberlegte Worte könnten das bereits lodernde Feuer zwischen beiden Nationen – Nato-Partner, wohlgemerkt – vollends zum Flächenbrand anfachen.

Der eine, Tayyip Erdogan, steht mit dem Rücken zur Wand, seitdem die türkische Lira als Folge eines enormen Vertrauensverlusts nach unten stürzt. Er hat in den USA einen neuen Außenfeind gefunden, auf den er den zunehmenden Unmut der Bevölkerung lenken kann. Lange hatte diese Rolle die EU, insbesondere Deutschland, inne. Mit der Zeit nützt sich das ab, und es muss ein neues Feindbild her. Der andere, Donald Trump, sieht die USA ebenfalls von Feinden umzingelt und nutzt seinerseits jede Gelegenheit, von inneren Problemen abzulenken. Verdoppelung der Strafzölle auf Stahl und Aluminium türkischer Provenienz ist sein jüngster Coup auf der nach oben offenen Provokationsskala.

Leidtragende des Egotrips zweier Präsidenten, die auf keine Berater zu hören scheinen, ist die Bevölkerung in der Türkei, in den USA und bei fortgesetzter Provokation wohl weit darüber hinaus. Mehr türkischer Honig könnte Abhilfe schaffen, sofern beide, Erdogan wie Trump, auf Süßes stehen. Der Honig verklebt den Mund ganz von allein. (Günther Strobl, 13.8.2018)