Na sicher passt das zusammen. Man darf aus tiefstem Herzen SUVs hassen und ein Offroad-Paket auf einem Kleinwagen doch mögen. Es ist gar nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint.

Schauen wir dafür rüber zum Supermarktparkplatz, wo die alte Wotruba in der Fetten wieder mit dem Einkaufswagerl ein Auto touchiert hat. An meinem alten Kombi sieht man es zwar eh kaum, weil der schon öfter Türen, Wagerln und Hagel abbekommen hat. Und der Wotruba kannst auch keinen Strick aus der Nummer drehen, die hat ganz andere Probleme.

Die X-Line ist die Abenteurerausstattung des Kia Picanto, mit Unterfahrschutz und Seitenschwellern, bunten Designdings in der Frontschürze und 16-Zöllern. Die Extras wirken sich auch auf den Preis aus.
Foto: Andreas Stockinger

Aber ehrlich gestanden ist es gescheiter, da rampft was über die Plastikplanke am Kotflügel als über den Kotflügel. Am Plastik sieht man die Blessur kaum, wer einmal einen zerdellten und wegen der Kratzer rostigen Koderer austauschen musste, versteht das nur zu gut. Gerade für ein Alltagsauto ist so ein Rundumstoßfänger praktisch. Er muss einem gar nicht gefallen. Nach fünf Jahren Alltagsbetrieb dreht man sich nach dem eigenen Auto eh nicht mehr um.

Der Picanto von hinten.
Foto: Andreas Stockinger

Obwohl, beim Kia Picanto ist der SUV-Aufputz gelungen. Nicht zu dick aufgetragen, dafür mit dem Schmäh der giftgelbgrünen Umrandung der Nebelscheinwerfer.

SUV-Anleihen

X-Line heißt die Ausstattungslinie, die auf SUV macht. Dazu gibt es eine Doppelrohr-Auspuffanlage und, quasi als Kontrapunkt zum Robusten, Klavierlackapplikationen innen, Kunstledersitze und 16-Zoll-Felgen.

Der Innenraum der X-Line.
Foto: Andreas Stockinger

Den Kunstledersitzen kommt wohl die Schuld am ganz eigenen Neuwagengeruch des Picanto zu, gerade wenn sich der Innenraum in der Sonne aufheizt. Aber Ledersitze sind für unsereins keine Option, eher zahlen wir für Stoffsitze auf. Es ist eh schon wurscht, mag man denken, wenn man 18.040 Euro für einen Kleinwagen zahlt, der eigentlich einen Einstiegspreis von 10.190 Euro hat.

Preisfrage

Aber schauen wir rüber zum Nachbarn, der uns mit seinem riesigen SUV, in dem er eh auch immer allein sitzt, beeindrucken will. Allein die Anzahlung für sein Leasing war höher als der Preis für den Picanto mit allem Pi, Pa und Po. Und Pi oder Pa ist dabei der herrliche, 100 PS starke Dreizylinder, der sich mit dem rund 1000 Kilogramm schweren Kia regelrecht spielt.

Farbliche Akzente erhöhen die Aufmerksamkeit.
Foto: Andreas Stockinger

Die Lenkung passt wohl genau zu den Bedürfnissen der Kundenschicht, könnte aber gerne noch etwas straffer sein. Das Fahrwerk leidet nicht darunter, dass es als X-Line den Picanto um 15 Millimeter mehr anheben muss.

1,5 Zentimeter. Das klingt im ersten Moment nicht nach viel. Im zweiten rauf zur Almhütte auch nicht – dort, wo jeder andere Kleinwagen aufsitzt, hört man den X-Line nicht scheren.

Jedenfalls, dieser Picanto lässt sich sportlich fahren – oder sparsam. Zudem verhält er sich auch bei Seitenwind auf der Autobahn sehr souverän. Der Wagen hat alles, was man als kinderloses Ehepaar braucht, das jeden Tag aus dem Speckgürtel in die Stadt pendelt – und manchmal auf die Alm. Fehlt nur noch eine Automatik, wie im schwächeren Vierzylinder. (Guido Gluschitsch, 15.8.2018)

Foto: Andreas Stockinger