Die beliebtesten Verhütungsmethoden der Österreicherinnen.

Foto: Verhütungsreport 2015

Pearl-Index-Angaben aus dem österreichischen Verhütungsreport 2015.

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Die Österreicherinnen nennen die wichtigsten Kriterien bei der Methodenwahl.

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Wien – Seit ihrer Einführung in den 1960er-Jahren ist die Antibabypille in den westlichen und östlichen Industrieländern die beliebteste Methode der Empfängnisverhütung. Mehr als die Hälfte der Frauen zwischen 16 und 29 Jahren geben die Pille als ihr bevorzugtes Verhütungsmittel an. Das zeigt der österreichische Verhütungsreport 2015. Doch zunehmend äußern sich kritische Stimmen, die Alternativen zur hormonellen Verhütung fordern. Seit den 60er-Jahren hat sich viel getan. Auf dem Markt stehen Frauen mittlerweile einige Wahlmöglichkeiten zur Verfügung. Jede Methode hat dabei ihre Vor- und Nachteile, eine individuelle Beratung durch die Gynäkologin oder den Gynäkologen wird grundsätzlich empfohlen.

Das Maß aller Dinge

Der Pearl-Index gibt die Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode an. Je kleiner der Wert, desto sicherer schützt sie vor einer ungewollten Schwangerschaft. Zur Erläuterung: Ein Pearl-Index von eins bedeutet, dass eine von 100 Frauen trotz Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode innerhalb eines Jahres schwanger wird. Ist der Wert kleiner eins, so spricht man von einer sehr wirksamen Methode. Beträgt er sechs bis neun gilt sie als wirksam. Ab einem Pearl-Index von zwölf wird das Verhütungsmittel als weniger wirksam eingestuft.

Hormonelle Verhütung – Antibabypille

Die meisten Antibabypillen sind Kombinationspillen. Sie geben Östrogen und Gestagen ab und verhindern dadurch den Eisprung. Generell gilt die Pille als wirksam. Angaben zu ihrer Zuverlässigkeit klaffen jedoch weit auseinander. Die Spanne des Pearl-Index reicht von 0,1 bis neun.

Nebenwirkungen hormoneller Methoden beginnen bei Kopfschmerzen und Gewichtsveränderungen und reichen über verringertes Lustempfinden, erhöhtes Thromboserisiko und Stimmungsschwankungen bis hin zu starken Depressionen. Neben den direkten psychischen und physischen Auswirkungen der Pille müsse außerdem auf Organisatorisches wie die tägliche Einnahme und das Besorgen des Rezepts geachtet werden. Außerdem können die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente wie Antibiotika sowie Durchfall oder Erbrechen die Wirkung herabsetzen oder aufheben, da die Hormone so nicht (ausreichend) aufgenommen werden können. Die Kosten der Antibabypille belaufen sich im Schnitt auf ungefähr zehn Euro im Monat.

Hormonelle Alternativen zur Pille

Neben der Pille stehen Frauen noch weitere hormonelle Kontrazeptiva zur Verfügung. Darunter etwa die Hormonspirale, das Hormonpflaster, die Dreimonatsspritze, das Verhütungsstäbchen und der Vaginalring. Sie alle setzen kontinuierlich eine relativ geringe Dosis Hormone frei. Die Anwendung erfolgt recht unterschiedlich, so ist das Verhütungspflaster wöchentlich an einer günstigen Stelle auf der Haut aufzukleben. Der Vaginalring wird alle drei Wochen selbstständig eingeführt. Die beiden Methoden werden noch als wirksam eingestuft, der Pearl-Index liegt bei neun. Das Vergessen, Verlieren oder Ausstoßen kann die Wirkung jedoch aufheben. Beide sind für weniger als 20 Euro mit Rezept erhältlich.

Bei der Hormonspirale (Pearl-Index 0,2) muss sich die Frau nur wenig um die Anwendung kümmern. Zunächst wird sie von Frauenärztinnen und Frauenärzten in die Gebärmutter eingesetzt und kann danach maximal fünf Jahre getragen werden. Kommt es zu Komplikationen, wird die Spirale entfernt, denn wie alle Fremdkörper kann sie vom Körper abgestoßen werden. Neben dem gesundheitlichen Risiko und dem hormonellen Einfluss stellt der finanzielle Aufwand für manche Frauen ein oft ebenso großes Hindernis dar: Für die Spirale und das Einsetzen sollte man mit 400 bis 600 Euro rechnen.

Das Hormonstäbchen oder -implantat wird durch einen zwei Millimeter kleinen Einschnitt in die Haut am Oberarm eingesetzt. Es kann bis zu drei Jahre getragen werden und scheint die bis dato wirksamste Verhütungsmethode zu sein (Pearl-Index 0,05). Die einmalig anfallenden Kosten belaufen sich auf rund 350 Euro.

Nichthormonelle Verhütung

Die Nachfrage nach nichthormonellen Verhütungsmethoden ist über die Jahre zunehmend gestiegen. Wer heutzutage auf die tägliche Hormondosis verzichten möchte, greift dabei häufig zu Kontrazeptiva aus Kupfer. Eine der beliebtesten hormonfreien Methoden ist die Kupferspirale (Pearl-Index 0,8). Zur dieser Gruppe zählen unter anderem das Kupferkettchen (Pearl-Index 0,1 bis 0,3) und die Kupferperlenschnur. Letztere soll noch dazu besonders schonend für die Gebärmutter sein. Die verhütende Wirkung verdanken sie allesamt dem spermienfeindlichen Kupfer. Schutz bieten sie über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren – und das sehr zuverlässig.

Die Spirale aus Kupfer kommt nicht nur ohne Hormone aus, sondern ist auch in ihrer Gestalt schlanker als ihr hormonelles Pendant. Sie eignet sich wohl auch deshalb besser für junge und kinderlose Frauen. Der Einsatz in die Gebärmutter erfolgt auch hier durch den Frauenarzt oder die Frauenärztin.

Wie die Hormonspirale verspricht sie die Erleichterung von Menstruationsbeschwerden und/oder -störungen. Im selben Atemzug werden jedoch Nebenwirkungen wie Schmierblutungen oder Unregelmäßigkeiten im Blutfluss angeführt. Darüber hinaus treten bei Spiralträgerinnen allgemein häufiger Eileiterschwangerschaften auf als bei anders verhütenden Frauen. 200 bis 400 Euro muss man für das Kupferstück aufwenden.

Mechanische Verhütungsmethoden

Mechanische Verhütungsmittel gehören ebenfalls in die Gruppe der nichthormonellen Kontrazeptiva. Sie verhindern die Zusammenkunft von Eizelle und Spermium, indem sie quasi eine Schranke vor der Gebärmutter bilden. Sie werden deshalb auch Barrieremethoden genannt. Zu ihnen zählen unter anderem das Femidom – das Kondom für die Frau – und das Diaphragma. Sie bieten im Vergleich zu den übrigen Methoden relativ geringen Schutz.

Bislang ist das Femidom hierzulande wenig bekannt. Man kann es sich als 17 Zentimeter lange Kunststoffhülle mit einem offenen und einem geschlossenen Ende vorstellen. Es wird jedes Mal direkt vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt. Dabei wird es so tief wie möglich in die Vagina eingeführt, wo es sich wie eine zweite Haut anschmiegt. Das Femidom stellt die bislang einzige Verhütungsmethode für Frauen dar, die vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Seine Zuverlässigkeit soll laut österreichischem Gesundheitsportal bei korrekter Anwendung der des Kondoms entsprechen (Pearl-Index zwei bis zwölf). Mit drei Euro pro Stück kostet es aber mehr als doppelt so viel wie das "Männerkondom". Zudem kann es nur über das Internet gekauft werden.

Das Diaphragma (Pearl-Index zwölf) hingegen schränkt die Spontaneität etwas ein. Bei der sachgerechten Anwendung sei zu beachten: Das "Käppchen" aus Silikon sollte einige Zeit vor und nach dem Geschlechtsverkehr getragen werden. Zudem wird es vor der Anwendung mit einem Gel bestrichen, das die Beweglichkeit der Spermien hemmt. Dieses wirkt durch Milch- oder Zitronensäure. Wenn richtig eingesetzt, ist das Diaphragma während des Verkehrs nicht spürbar. Die Positionierung bedarf meist etwas Übung, doch davon hängt die Zuverlässigkeit der Methode wesentlich ab. Weitere Fehlerquellen: Das Verrutschen oder eine zu kleine Kappe können das Passieren der Spermien ermöglichen. Maß wird vor der ersten Anwendung meist von einem Gynäkologen oder einer Gynäkologin genommen. Die Kosten für Diaphragma, Einführstab und Gel belaufen sich auf rund 50 Euro. Bei richtiger Handhabung kann es allerdings bis zu zwei Jahre wiederverwendet werden. Bislang ist es nur online erhältlich.

Kontrovers, bedenklich, natürlich?

20 Prozent der verhütenden Österreicherinnen wünschen sich eine natürliche Methode zur Empfängnisverhütung (Grafik 17). Und eine nicht unbedeutende Mehrheit (51 Prozent) dieser Frauen hält die Wirksamkeit natürlicher Verhütungsmethoden für eher bis sehr hoch. Diese Wahrnehmung stimmt allerdings nur wenig mit den offiziellen Schwangerschaftszahlen überein. Methoden der Selbstbeobachtung verzeichnen mit einem Pearl-Index von 25 die höchsten Schwangerschaftsraten.

Ein Beispiel ist die symptothermale Methode. Darunter versteht man das tägliche Messen der Körpertemperatur zu einer bestimmten Tageszeit bei gleichzeitigem Beobachten des Gebärmutterhalsschleims. Grund für die geringe Zuverlässigkeit sind meist Anwendungsfehler und mangelnde Konsequenz.

Abschließende Bemerkungen

Generell gibt es vor der Wahl des geeigneten Verhütungsmittels einige Aspekte zu bedenken, die das eigene Leben betreffen. Neben gesundheitlichen Risiken gilt es auch, persönliche Bedürfnisse zu berücksichtigen. Die Wirksamkeit der schutzversprechenden Methode wird von den meisten Frauen als wichtigstes Entscheidungskriterium hervorgehoben. Daneben ist die finanzielle Belastung ein entscheidender Faktor, da die Kosten im Regelfall nicht von den Krankenkassen getragen werden. Weiters kann man seinen Beziehungsstatus oder die sexuelle Aktivität sowie die Häufigkeit der Anwendung in die Entscheidung einfließen lassen. Dadurch ergeben sich für jede Frau unterschiedliche Wahlmöglichkeiten. (Roxane Seckauer, 16.8.2018)