Lisa Brennan Jobs erzählt in "Small Fry" über ihre Jugend – und über ihr äußerst schwieriges Verhältnis zu ihrem berühmten Vater.

Foto: Lisa Brennan-Jobs
GrafiK: Lisa Brennan-Jobs

Kaum jemand hat die Computergeschichte ähnlich stark geprägt wie Steve Jobs: Als Apple-Gründer war er nicht nur maßgeblich daran beteiligt, die Nutzung mausgesteuerter Nutzeroberflächen populär zu machen, mit dem iPhone entstand unter seiner Ägide auch jenes Gerät, das den Weg für den Smartphone-Boom freimachte. Doch ebenso unumstritten wie sein Verkaufsgeschick und sein Talent, Mitarbeiter zu Höchstleistungen anzutreiben, sind auch die dunklen Seiten von Jobs. Manipulativ, beleidigend und geradezu tyrannisch konnte Jobs sein, wie in vielen Berichten dokumentiert ist.

Small Fry

Nun reiht sich eine weitere Stimme in den Chor der Kritiker ein, und zwar eine, die zeigt, dass Jobs nicht nur im beruflichen Leben seine Schattenseiten hatte. Lisa Brennan-Jobs, die erste Tochter des Apple-Gründers, hat unter dem Namen "Small Fry" Jugenderinnerungen in Buchform festgehalten, und zeichnet dabei ein recht schonungsloses Bild ihres Vaters, wie erste Auszüge aus dem Werk nahelegen.

So berichtet Brennan-Jobs von einem Vater, der fraglos brillant war, aber auch geradezu grausam sein konnte. So hatte Jobs in Bezug auf Lisa jahrelang die Vaterschaft abgestritten. Erst ein DNA-Test zwang Jobs dann dazu, das Mädchen als seine Tochter zu akzeptieren. Was folgte, war eine äußerst komplexe Vater-Tochter-Beziehung, in der der Apple-Gründer sein Kind nicht nur regelmäßig zurückgewiesen, sondern auch offen beleidigt haben soll.

Lisa

Eine der einprägsamsten Geschichten hat dabei direkten Niederschlag in der Computergeschichte gefunden: nämlich die Frage, ob der Mac-Vorgänger Lisa nach Jobs Tochter benannt worden war. Der Apple-Gründer hatte diesen Umstand über viele Jahre hinweg nicht nur öffentlich geleugnet, sondern auch gegenüber seiner Tochter selbst immer betont, dass dem nicht so sei. In späteren Jahren hatte er dann allerdings gegenüber mehreren Personen – darunter auch U2-Sänger Bono – bestätigt, dass der Name sehr wohl von seiner Tochter inspiriert gewesen sei.

Der Mac-Vorgänger Lisa wurde nach Lisa Brennan-Jobs benannt, was der Apple-Gründer seiner Tochter gegenüber aber nie zugeben wollte.
Foto: Andreas Proschofsky / DER STANDARD

Brennan-Jobs beschreibt ihren Vater ganz generell als äußerst schroffe Person, die im Privatleben trotz all des Reichtums geizig und zurückweisend gewesen sein soll. Zeit ihres Lebens habe sie das Gefühl gehabt, dass sie der Fleck auf der blütenweiße Weste des Aufsteigers gewesen sei, der nicht so recht in Jobs' wohlinszeniertes Bild als großartige und tugendhafte Person passte – und dass ihr Vater sie deswegen zurückgewiesen habe. Erst in späteren Jahren kamen sich Vater und Tochter etwas näher – so begann er sich um ihre Ausbildung zu kümmern. Doch selbst hierbei sei er bis zum Schluss immer kalt und distanziert geblieben – und in seinen Entscheidungen kaum berechenbar.

"Small Fry" soll am 4. September veröffentlicht werden, neben der englischsprachigen Originalausgabe wird es dabei auch gleich eine deutschsprachige Übersetzung geben. (red, 6.8.2018)