Als die Bruchstücke der Augustus-Reiterstatue in Hessen ans Tageslicht kamen, sprachen die Wissenschafter von einem einzigartigen Fund mit Weltrang.

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Wiesbaden – Der antike Bronze-Pferdekopf, um den ein juristischer Streit entbrannt war, soll ab 19. August im Saalburgmuseum im Taunus ausgestellt werden. Das kündigte Hessens Wissenschaftsminister Boris Rhein am Dienstag in Wiesbaden an. Ab Mitte November werde der einzigartige Fund dann für sechs Wochen auch bei einer Schau in Berlin zu sehen sein.

Der Kopf ist Teil eines Reiterstandbilds, das wohl Kaiser Augustus (63 v. bis 14 n. unserer Zeitrechnung) darstellte. Im Streit zwischen dem Land Hessen und einem Landwirt hatte das Limburger Landgericht vergangene Woche dem Mann eine Entschädigungssumme von insgesamt 821.000 Euro zugesprochen.

Vor neun Jahren entdeckt

Der Kopf war 2009 auf dessen Grundstück im Lahn-Dill-Kreis entdeckt worden. Nach damaliger Rechtslage steht ihm die Hälfte des Wertes zu – um die Höhe der Summe gibt es Streit. Sein Haus prüfe derzeit noch, ob das Land gegen das Urteil in Berufung geht, sagte Rhein. 48.000 Euro hat der Landwirt bereits vom Land erhalten.

Das Gelände liegt auf dem Areal der früheren römischen Stadtanlage Waldgirmes. Immer wieder förderten Archäologen dort Bruchstücke des lebensgroßen Augustus-Reiterstandbildes zutage, darunter einen Pferdfuß und einen verzierter Brustgurt des Tiers. Mehr als 100 Teile sollen es insgesamt sein. Das beeindruckendste darunter ist aber mit Abstand der Pferdekopf.

Ursprünglich vergoldet

Dieser wurde auf dem Boden eines freigelegten Holzbrunnens in elf Metern Tiefe entdeckt. Der filigran gearbeitete Pferdekopf ist vollständig erhalten, mit Nüstern, Zähnen, Auge und Resten der Goldauflage. Das mit sechs Zierscheiben reich geschmückte Zaumzeug ist auch noch gut zu sehen. An der Stirn findet sich eine Platte mit dem Kriegsgott Mars, an den Seiten Siegesgöttinnen.

Von der zivilen Siedlung Waldgirmes aus, die kurz vor der Zeitenwende begonnen wurde und mit dem Rückzug der Römer endete, sollte eine neue Provinz des Römischen Reiches verwaltet werden, wie Wissenschafter berichten. Die Funde lassen auch Erkenntnisse über die Ereignisse im Umfeld der Varus- Schlacht zu. In der "Schlacht im Teutoburger Wald" hatten im Jahr 9 germanische Krieger eine ganze römische Armee aufgerieben. Nach der Niederlage zogen die Römer sich aus den rechtsrheinischen Gebieten Germaniens zurück.

Von Germanen zerstört

Nicht die sich zurückziehenden Römer, sondern die Germanen haben nach Einschätzung der Archäologen vermutlich das Reiterstandbild zerstört und den Kopf im Brunnen versenkt. Der Lagerung im Wasser ist es zu verdanken, dass der Bronzekopf gut erhalten ist. Die Statue wurde den Erkenntnissen zufolge von den bedeutendsten Künstlern im Römischen Reich geschaffen. Die Steine für den Sockel kamen von weit her: Der Muschelkalkquader stammt aus der Umgebung von Metz in Lothringen. (red, APA, 31.7.2018)