Für viele Österreicher sind die eigenen vier Wände nicht mehr der perfekte Rückzugsort, stattdessen herrscht Unzufriedenheit in den Wohnzimmern. Eine Studie des Immobilienportals "immowelt.at" hat ergeben, dass jeder zweite in Österreich Lebende sich zu Hause nicht mehr so richtig wohl fühlt. Wobei die Aussage so nicht ganz richtig ist: Der Erhebung von Mai zufolge macht sich vor allem unter Mietern zunehmende Unzufriedenheit breit. 63 Prozent gaben an, mit ihrem Mietverhältnis nicht mehr wirklich glücklich zu sein. Menschen, die dagegen im eigenen Haus oder in einer Eigentumswohnung leben, finden es zu Hause nach wie vor ziemlich gemütlich. Bei ihnen sahen nur 37 Prozent Grund zur Klage was ihre Wohnsituation angeht.

Gleichzeitig ergab eine Erhebung des Digitalverbands "Bitkom", dass drei von vier Verbrauchern mit erworbenen Smart-Home-Produkten für ihr Zuhause zufrieden sind und sogar jeder zweite Besitzer weitere Anschaffung fürs Smart Home plant. Einerseits herrscht also Unzufriedenheit mit den eigenen vier Wänden, doch die Soft- und Hardware, also die Einrichtung, für ebendiese wird euphorisch aufgenommen. Woher kommt dieser Widerspruch?

Er liegt im Unterschied zwischen Mieten und Kaufen: Ein Mietverhältnis ist meist nicht für die Ewigkeit angelegt. Wer sich zum Kauf entscheidet, plant da deutlich langfristiger und sieht sich sowohl das Kaufobjekt als auch die vorhandene Infrastruktur und die Nachbarschaft ganz genau an. Dann gibt es deutlich weniger unangenehme Überraschungen.

Moderne Technik und Feinheiten unterstützen Wohnkomfort

Darüber hinaus können Eigentümer natürlich freier über die Einrichtung und die Infrastruktur eines Hauses entscheiden. Denn ob sich das Handyladekabel direkt neben dem Bett einstecken lässt oder wie weit das Wlan-Signal reicht, kann für viele heute ein genauso relevantes Wohnkriterium sein wie früher Südseiten-Balkon oder Badewanne. 

Der Begriff Smart Home umschreibt dabei alle Technologien im Haus- und hausnahen Bereich. Mähroboter im Garten, intelligente Lichtsensoren, automatische Fensteröffner oder Belüftungssysteme werden immer alltäglicher. Sie erleichtern das Wohnen – doch werden in vielen Mietshäusern noch nicht oder nicht intensiv genug genutzt, weil im Gegensatz zum Eigenheim ein Mieter sich immer mit einem Vermieter abstimmen und Kompromisse eingehen muss.

Smart Speaker, Saugroboter und anderes Equipment wird normalerweise nicht mit dem Mietobjekt verbaut und lässt sich problemlos wieder entfernen. Laut der "Bitkom"-Erhebung empfinden aber 43 Prozent der Befragten die Einrichtung von Smart-Home-Elementen als zu kompliziert oder aufwendig.

Smart Storage: Intelligente Raumlösungen

Der "immowelt"-Studie nach empfinden 27 Prozent der Befragten ihr derzeitiges Domizil als zu klein und zu schlecht geschnitten. So werden Dachschrägen beispielsweise immer häufiger als echtes Manko empfunden, weil sie die Stellfläche in den Wohnräumen begrenzen, Stauraum wegnehmen und gerade für groß gewachsene Menschen auch immer wieder ein Ärgernis sein können. So oder so werden andere Lösungen benötigt.

Unter dem Sammelbegriff Smart Storage werden im Internet Ideen präsentiert, um aus kleinen Räumen ein Maximum an Stauraum zu schaffen. Soziale Netzwerke wie Pinterest liefern dabei Inspiration und Tipps, wie man aus kleinen Räumen das meiste herausholen kann. Das ist nur ein Beispiel, wie Social Media Wohnen und Wohnraum beeinflusst.  

Dank Digitalisierung zur neuen Traumwohnung

Auch Wohnraum wurde durch die Digitalisierung verändert. Die Suche nach einer neuen Wohnung gestaltet sich heute unkomplizierter denn je. Das Internet ist zu einer wahren Fundgrube des Wohnungsmarktes geworden, auf der zahlreiche Immobilienportale ihre Dienste anbieten. Online-Anbieter wie immowelt haben längst auch Tools wie Suchassistenten implementiert, die neue passende Angebote direkt an hinterlegte E-Mail-Konten versenden. Zoomsquare startete 2016 mit WohnungsWalter einen eigenen Chatbot. Selbst Alexa Skills werden für Wohnungssuche und Immobilienbewertung ausgetestet. Ein Skill ist eine programmierbare Funktion für den Sprachassistenten Amazon Alexa – vergleichbar mit einer App für das Smartphone.

Auch ein Experiment, das man als Social Building bezeichnen könnte, gab es bereits: Das schwedische Immobilienportal Hemnet hatte 2016 die Suchanfragen seiner mehr als zwei Millionen monatlichen Nutzer ausgewertet und in Zusammenarbeit mit einem Architekturbüro die meistgefragten Features zusammengetragen. Das dabei entstandene sogenannte "House of Clicks" kann digital bereits bewundert werden und soll für aktuell 283.000 Euro auch irgendwann bezogen werden können - gebaut werden soll es.

Smart Real Estate: Von surfenden Couches und Wohnungen über Social Media

Themenfremde Anbieter wie Ebay, Shpock oder Facebook mit seiner Marketplace-Funktion tummeln sich inzwischen im Wohnungs- und Immobilienmarkt. Speziell für den österreichischen Markt bot zum Beispiel ab 2013 das Wiener Startup "Zoomsquare" eine Immobiliensuche an – das Unternehmen musste Mitte 2018 allerdings Insolvenz anmelden. Branchen-Primus bleibt die Markt-Plattform "Willhaben" mit monatlich über drei Millionen Besuchern.

Doch Wohnen und der Begriff Wohnung haben sich vor allem durch die Digitalisierung geändert. Social Media hat dazu beigetragen: Lifestyle-Modelle wie die des digitalen Nomaden haben zu neuen Sichtweisen auf die Permanenz und Vergänglichkeit von Wohnraum beigetragen. Allein bei Facebook gibt es Gruppen für digitale Nomaden mit mehr als 15.000 Mitgliedern und eigene Communitys und Konferenzen.

Smart Home – das Wohnen von morgen ist durchdigitalisiert: Von der Beleuchtung bis zum Mäher.
Foto: AP/amazon

Remote Work und Airbnb

Nicht zuletzt bringen Unternehmen wie Airbnb oder Couchsurfing Bewegung in das Verständnis von Wohnen und Wohnungen: Airbnb entstand als schnelle Vermietungsalternative, aber inzwischen bauen ganze Unternehmen ihr Geschäftskonzept darauf auf oder leben als ortsunabhängige Arbeiter beziehungsweise Remote Worker komplett in Wohnungen, die über Airbnb vermietet werden. 

Couchsurfing wiederum hat einen sozialeren Ansatz: Über die Plattform können Nutzer kostenlos nach Wohnungen (oder auch nur einer einzelnen Couch zum Übernachten) suchen und Anbieter vermieten diese dann ebenfalls und in der Regel kostenlos. Hier steht der persönliche und kulturelle Austausch im Vordergrund. Die Plattform selbst verdient Geld über Premiumfunktionen oder zusätzliche Kontaktanfragemöglichkeiten.

Wer also tatsächlich unzufrieden mit der eigenen Wohnsituation ist, dem bieten sich heute vielfältige digitale Möglichkeiten: Smarte Geräte, smarte Lagermöglichkeiten oder neue Wohnungen (ob permanent oder auf Zeit) über vielfältige Anbieter und Plattformen. Wie nutzen Sie eigentlich Smart Home? Und hat es Ihre Wohnqualität wirklich verbessert? (Christian Allner, 28.8.2018)

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