Wien – Die Praterstraße in der Wiener Leopoldstadt soll verkehrsberuhigt(er) werden. Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) will auf der Achse zwischen Donaukanal und Praterstern u. a. mehr Platz für Radfahrer schaffen. Im Fußgänger- und Ladezonenbereich könne man nichts wegnehmen. "Bleibt also nur die Fahrbahn", sagte sie der APA.

"Im Frühjahr wurde eine Verkehrszählung durchgeführt. Auf deren Basis ist gerade eine Studie am Laufen, welche Auswirkungen es haben würde, wenn man eine Fahrspur wegnimmt. Ich hoffe, dass im Frühherbst Ergebnisse vorliegen. Diese werden wir analysieren und in Gespräche sowie Budgetverhandlungen mitnehmen", skizzierte Lichtenegger das weitere Vorgehen.

Anrainer wünschen sich Verkehrsberuhigung

Aus der Bevölkerung habe es vielfach den Wunsch nach Verkehrsberuhigung gegeben. Um das zu erreichen, kann sich Lichtenegger auch Geschwindigkeitsbeschränkungen vorstellen: "Außerhalb der Stauzeiten wird auf der Praterstraße sehr schnell gefahren. Da könnten wir auch an Tempo 30 denken – eventuell in der Nacht als Kompromiss. Aber wenn mehr Querungen für Fußgänger da sind, wenn mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer geschaffen wird, glaube ich, dass es automatisch zu einer Verkehrsberuhigung kommt."

Diese Ideen sorgen nicht nur bei FPÖ und ÖVP, sondern auch beim ÖAMTC und der SPÖ für Skepsis bis Ablehnung.

SPÖ sieht Wahlkampfthema

SPÖ-Mandatar Gerhard Kubik kritisierte per Aussendung am Freitag das "Vorpreschen" Lichteneggers: "In dieser Form ist die Diskussion um eine Spurverengung nur ein Aufwärmen eines Wahlkampfthemas." Die vom Bezirk initiierte Verkehrsstudie müsse abgewartet werden. "Wir wollen keine Resultate der Erhebung vorwegnehmen. Wenn wir über Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung diskutieren, dann nur, wenn wir alle Fakten kennen. Das ist vernünftige Verkehrspolitik, die alle Interessen wahrt", meinte Kubik.

FPÖ spricht von "Schnapsidee"

FPÖ-Klubobmann Anton Mahdalik ärgerte sich über die "Schnapsidee" und die "neuerliche Schikane der Wiener Autofahrer". Die Wegnahme von Fahrspuren würde ein "absolutes Chaos" zur Folge haben, ergänzte der blaue Bezirksparteiobmann Wolfgang Seidl. Vor allem Pendler aus der Donaustadt würden mit enormen Einschränkungen konfrontiert.

ÖVP von "Frotzelei" nicht begeistert

Auch die Volkspartei ist von der "Frotzelei für alle Verkehrsteilnehmer" alles andere als begeistert. "Die Grünen wollen ihre Ideologie den Menschen zwanghaft auferlegen, damit sie ihr Auto stehen lassen müssen. Das kann nicht sein", resümierten Verkehrssprecher Manfred Juraczka und die Leopoldstädter Parteiobfrau Sabine Schwarz. Im Bürgerbeteiligungsverfahren hätten viele Bewohner Bedenken bezüglich einer Fahrspurverengung gezeigt. "Sie vertreten die Bevölkerung als Bezirksvorsteherin, nicht Ihre Partei", richtete die ÖVP Lichtenegger aus.

ÖAMTC sieht Verkehrsfluss gefährdet

Ablehnend äußerte sich zudem der ÖAMTC. Der Wegfall eines Fahrstreifens sei "nicht vorstellbar", denn als wesentliche Verbindungsstrecke zwischen Innenstadt und Praterstern müsse der Verkehrsfluss unbedingt erhalten bleiben, forderte Nikolaus Authried vom Autofahrerclub. Für Alternativen ist der ÖAMTC aber zu haben – etwa eine Aufhebung der Radweg-Benützungspflicht in der Praterstraße. Außerdem könnten die Radwege in Richtung der Grünflächen – dort, wo es möglich ist – verbreitert werden, so der Vorschlag Authrieds. (APA, red, 27.7.2018)