Melissa und Harald haben sich entschieden, gemeinsam mit ihren zwei Kindern, Laura, zehn, und dem dreijährigen Philipp in das Haus zu Haralds Eltern in einer anderen Stadt zu ziehen. Laura ist ziemlich traurig. Sie würde gerne mit ihren Freundinnen in die gleiche Schule gehen und mag sich gar nicht vorstellen, die Neue zu sein. Philipp hingegen freut sich auf Oma und Opa und darauf, dass er endlich ein Kindergartenkind wird.

Elisa und Robert sind gerade dabei, ihren Lebensmittelpunkt zusammenzulegen. Sie haben die Wohnung gemeinsam ausgesucht und so gewählt, dass Elisas Kinder weiterhin alle sozialen Kontakte aufrechterhalten können. Der Teenager Jonathan freut sich auf sein eigenes Zimmer. Richard, acht, würde gerne dort wohnen bleiben, denn er kann jeden Tag mit seinen Freunden im Haus spielen. Der zweijährige Nolan ist noch viel zu klein, um den Umzug wirklich zu verstehen.

Alina ist 15 und wird im nächsten Semester ein Auslandsjahr in Neuseeland verbringen. Währenddessen ziehen ihre Eltern und ihr jüngerer Bruder Michael, zehn, in eine andere Wohnung. Für Alina kommt nicht nur das Auslandssemester zur Aufregung hinzu, sondern auch die Ungewissheit, wie ihr Zimmer nach der Rückkehr aussehen wird.

Umzug mit Kindern stellt einen vor vor allem emotionale Schwierigkeiten.
Foto: https://www.istockphoto.com/at/portfolio/fluxfactory

Für Kleine ist es einfacher

Viele Eltern und Bezugspersonen sind mitunter der Meinung, dass ihre Kinder sich vor allem dort wohlfühlen können, wo sich die gewohnten Bezugspersonen aufhalten. Dies gilt vermutlich aber nur für Kleinkinder, denn sobald größere Kinder Freunde und das für sie gewohnte Umfeld verlassen müssen, ist dies nicht immer einfach für sie.

Kindern bis ungefähr im Vorschulalter fällt es noch relativ einfach, sich an einen anderen, fremden Ort zu gewöhnen. Sie verfügen noch nicht über so einen großen Freundeskreis und haben bis dahin weniger autarke Freundschafen aufbauen können. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass Kinder in diesem jungen Alter noch nicht die Möglichkeit haben, sich eigenständig mit ihren Freunden zu treffen.

Es sind jedenfalls die Neugierde und die Unvoreingenommenheit, die begeistern und motivieren, sich auf Neues bereitwillig einzulassen. So kann es gut sein, dass Kinder in diesem Alter schnell dabei sind, die neue Umgebung zu entdecken, denn die meisten sind einem kleinen Abenteuer nicht abgeneigt.

Ältere Kinder und Jugendliche sind oft sehr traurig darüber, dass sie ihre Freunde und Bekannten, ihre Schulkolleginnen und Schulkollegen zurücklassen müssen. Sie verlieren durch einen Umzug auch einen Teil ihrer Eigenständigkeit. Konnten sie sich in der gewohnten Umgebung viel eigenständiger und frei bewegen, sind sie in der neuen Umgebung unsicher, müssen sich die Gegend erst wieder zu eigen machen und neue Freunde finden.

Über den Umzug sprechen

Egal in welchem Alter die Kinder sind, es ist wichtig, mit ihnen frühzeitig über den geplanten Umzug zu sprechen. Es ist eventuell notwendig, älteren Kindern und Jugendlichen viel mehr zu erklären und sie, wenn möglich, in die Wahl der neuen Unterkunft miteinzubeziehen und selbstverständlich auch ihre Argumente in die Schulwahl einfließen zu lassen. Manchmal kann es auch hilfreich sein, mit kleinen Kindern zusammen ein Bilderbuch anzusehen, das sich mit dem Thema Umzug befasst.

Den neuen Lebensmittelpunkt erkunden

Mitunter gibt es eine Möglichkeit, den Kindern und Jugendlichen vor dem bevorstehenden Umzugstag das neue Zuhause zu zeigen. Eventuell ist es machbar, dass sich die Kinder selbst ihr Zimmer aussuchen oder aber auch bei der Einrichtung des eigenen Reichs mitbestimmen können. Dürfen Kinder ihr eigenes Zimmer mitgestalten, besteht eine gute Chance, dass sie sich rascher im neuen Zuhause wohlfühlen. Geht der Umzug jedoch ins Ausland oder ist es zeitlich nicht umsetzbar, die Umgebung und das neue Zuhause zu sehen, können Bilder oder Videos eine ganz gute Hilfe sein, sich ein bisschen an die Veränderung gewöhnen zu können.

Auch die Umgebung ist neu

Kinder und Jugendliche, natürlich auch Erwachsene, müssen sich bei einem Umzug an ganz neue Gegebenheiten gewöhnen. Da ist nicht nur die neue Wohnsituation, die sich verändert, sondern vieles andere auch.

So kann es für Kinder und Jugendliche gut sein, mit den Eltern oder Bezugspersonen die neue Umgebung zu erkunden. Um für mehr innere Sicherheit zu sorgen, kann es Kindern und Jugendlichen helfen, wenn der neue Spielplatz zusammen erkundet wird, die Schule das erste Mal zusammen besucht wird. Kennen sich Kinder und Jugendliche erst einmal in ihrer neuen Umgebung aus, trägt das viel dazu bei, sich leichter zu Hause fühlen zu können.

Sollte dort eine andere Sprache gesprochen werden, kann es hilfreich sein, dass Kinder und Jugendliche zuvor ein paar Wörter dieser Sprache erlernen. Im Kindergarten und in der Schule wird dies für Kinder und Jugendliche meist ganz schnell gehen.

Abschied, um einen Neuanfang anzugehen

Abschiede sind nie leicht. Es ist traurig, die beste Freundin oder den besten Freund zurücklassen zu müssen. Womöglich ist eine Abschiedsparty eine gute Idee. Feste machen Freude und Spaß. Kinder und Jugendliche sind meist mit viel Vergnügen dabei, auch wenn der Anlass eigentlich ein trauriger ist. Dabei viele Fotos zu machen und diese dann im neuen Zuhause aufzustellen kann den Trennungsschmerz auch ein wenig lindern.

Kontakt halten

Für Kinder und Jugendliche ist es ein dringendes Bedürfnis, Kontakt zu den alten Freunden zu halten. Dies kann durch Briefe oder Telefonate, durch Mails oder vereinzelte Videoanrufe geschehen. Hierbei ist es wichtig, dass Kinder das Gefühl haben, ihre Freunde wegen des Umzugs nicht zu verlieren. Eventuell kann es auch möglich sein, sich hin und wieder zu besuchen oder in den Ferien ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen.

Jugendlichen fällt es manchmal schwerer

Womöglich ist es für Jugendliche ein wenig schwieriger, sich an eine neue Lebenssituation zu gewöhnen. Oftmals fühlen sie sich allein und sind traurig darüber, Freunde zurücklassen zu müssen oder Gewohntes nicht mehr zu erleben. Auch die erste Liebe oder die soziale Stellung in der Peergroup können einem Umzug zum Opfer fallen und für große emotionale Schwierigkeiten und Turbulenzen in der Familie sorgen.

Erwachsene glauben oft, dass sie ihren Jugendlichen mit Versprechen helfen, sich auf die neue Situation ein wenig mehr zu freuen. So stellen sie manchmal Sachen in Aussicht, die vielleicht so gar nicht gegeben sein werden, wie eine leichtere Schule oder viel mehr Freizeitmöglichkeiten. Ist der Umzug unvermeidbar, bedarf es vieler offener Gespräche. Erwachsene können ihren Jugendlichen Vorbild sein, indem sie selbst mit ihren Freunden weiterhin Kontakt halten. Trotz allem kann ein Umzug ein großes Abenteuer sein und viele neue Möglichkeiten eröffnen.

Ihre Erfahrung?

Sind Sie mit ihren Kindern und Jugendlichen schon mal umgezogen? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? Was, glauben Sie, ist für einen gelungenen Umzug wichtig zu bedenken? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 27.7.2018)