Anhänger von Imran Khans PTI feiern in Islamabad.

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Islamabad –Die Partei des ehemaligen Cricket-Stars Imran Khan, Pakistanische Bewegung für Gerechtigkeit (PTI), hat laut bisher vorliegenden Ergebnissen die Parlamentswahl in Pakistan gewonnen. Khan erklärte sich am Donnerstagnachmittag zum Wahlsieger.

Die Auszählung der Stimmen hatte sich verzögert, wofür der Sekretär der Wahlkommission, Babar Yaqoob, technische Probleme in einem elektronischen Meldesystem verantwortlich machte. Die Zählung erfolge nun manuell. Hinter der Verzögerung steckten keine Verschwörung und kein Druck.

Vorwürfe der Wahlfälschung

Mehrere Parteien erhoben noch während der Stimmenauszählung den Vorwurf der Wahlfälschung. Die bisher regierende Pakistan Muslim League (PML-N) werde das Wahlergebnis nicht anerkennen, sagte deren Spitzenkandidat Shahbaz Sharif, ein jüngerer Bruder des früheren Premierministers Nawaz Sharif, am Mittwochabend bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz.

Die Kandidaten der PML-N hätten keine authentischen Kopien der Wahlresultate bekommen. "Es ist so eine offenkundige Manipulation, dass jeder zu weinen begann", sagte Sharif. Der Ablauf der Wahl habe Pakistan "30 Jahre in die Vergangenheit zurückgeworfen". Ähnliches postete Sharif auf Twitter.

Die Pakistanische Volkspartei (PPP) erklärte, dass ihr in der Provinz Sindh, wo sie ihre Basis hat, der Sieg verweigert werde. Ihre Wahlbeobachter seien aus den Wahllokalen gedrängt worden und hätten keine offiziellen Resultate bekommen, sagte PPP-Senator Raza Rabbani. Auch die PPP will das Ergebnis nicht akzeptieren.

Auch kleinere Parteien äußerten den Vorwurf der Wahlmanipulation. Der leitende Wahlkommissar Sardar Mohamed Raza verteidigte hingegen den Prozess. "Diese Wahlen waren zu 100 Prozent transparent und fair", sagte Raza. Die Wahlkommission wollte keine Angaben machen, wann die offiziellen Resultate zu erwarten sind.

Khan als Wunschkandidat des Militärs

Letzte Umfragen vor der Wahl hatten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der PML-N und der PTI vorausgesagt. Khan wird nachgesagt, er sei der Wunschkandidat des Militärs. Beide Seiten bestreiten das.

Bereits während des Wahlkampfs war der Vorwurf, die Armee versuche die Wahl zu beeinflussen, weit verbreitet. Vor allem die PML-N beklagte eine gezielte Kampagne durch das Militär mit angeblicher Unterstützung durch die Justiz. Mehrere hochrangige Parteimitglieder wurden von der Wahl ausgeschlossen oder der Korruption beschuldigt. Parteigründer Nawaz Sharif wurde drei Wochen vor der Wahl wegen Korruption zu zehn Jahren Haft verurteilt und sitzt im Gefängnis.

Blutiger Wahlkampf

Überschattet wurde die Wahl von einem schweren Terroranschlag im Südwesten Pakistans. Bei dem Selbstmordanschlag in der Stadt Quetta kamen mindestens 31 Menschen ums Leben. Unter den Opfern seien auch Kinder und Polizisten, sagte Mohamed Jafar vom Civil Hospital in Quetta. Mindestens 35 weitere Menschen seien verletzt worden. Der IS reklamierte den Anschlag über seinen Propagandakanal Amaq für sich.

370.000 Soldaten waren zur Sicherung der Wahllokale abgestellt worden. Die Militärs bewachten die Wahllokale erstmals nicht nur vor den Eingängen, sondern wurden auch in den Stimmabgabezentren selbst eingesetzt. Die Militärs sollten auch während der Stimmenauszählung in den Wahlstationen präsent sein.

EU-Wahlbeobachter vor Ort

Ihre Rolle stand während des Wahltags unter besonderer Beobachtung. "Es gibt einen Verhaltenskodex, und wir als Beobachter sehen uns an, wie sich das Militär verhält", sagte der Leiter der EU-Wahlbeobachtermission, der deutsche Europaabgeordnete Michael Gahler, beim Besuch eines Stimmabgabezentrums in Islamabad. Der Bericht der Wahlbeobachter soll am Freitag veröffentlicht werden.

Bei der pakistanischen Wahlkommission wurden bis kurz nach Schließung der Wahllokale 654 Beschwerden registriert. Diese würden ausschließlich Verstöße gegen die Wahlordnung betreffen, sagte ihr Sprecher Altaf Khan, etwa verspätete Öffnungen der Wahllokale, fehlende Wahlmaterialien oder dass der Wahlprozess zu langsam ablaufe. Über das Militär habe es keine Beschwerde gegeben. (APA, 26.7.2018)