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In der Nähe der israelischen Stadt Safed waren die Rauchschwaden am Himmel noch zu sehen.

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Israel feuerte zwei Abwehrraketen auf einen syrischen Kampfjet des Typs Suchoi.

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Jerusalem – Israel hat nach Militärangaben einen syrischen Kampfjet abgeschossen, der in seinen Luftraum eingedrungen war. Die israelische Armee feuerte nach eigenen Angaben am Dienstag zwei Abwehrraketen auf den Kampfjet des Typs Suchoi der auf dem syrischen Militärflugplatz T4 gestartet und sehr schnell in Richtung Israel geflogen sei. Der Jet sei zwei Kilometer tief in israelischen Luftraum vorgedrungen. Es sei unklar, ob dies absichtlich oder versehentlich geschah. Das Flugzeug wurde daraufhin "abgefangen".

Das Flugzeug ist nach Angaben eines israelischen Militärsprechers auf syrischem Gebiet abgestürzt. "Es wurde von zwei Abwehrraketen des Typs Patriot abgeschossen", sagte Armeesprecher Jonathan Conricus am Dienstag. "Das Flugzeug ist im südlichen Teil der syrischen Golanhöhen abgestürzt." Er könne nicht sagen, warum es in Syrien niederging, obwohl es in israelischem Luftraum abgeschossen wurde. "Vielleicht hat er gewendet", sagte Conricus.

Ein Pilot mutmaßlich getötet

Einer der beiden Piloten sei Aktivisten zufolge ums Leben gekommen. Das Schicksal des zweiten Besatzungsmitglieds sei noch unbekannt, meldete die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag. Nach ihm werde weiter gesucht.

Auch die russische Nachrichtenseite Sputnik meldete unter Berufung auf syrische Militärkreise, einer der beiden Piloten sei getötet worden, das Schicksal des anderen unklar. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Moskaus Armee ist im syrischen Bürgerkrieg ein enger Verbündeter der Regierungstruppen.

Angeblich mehrere Warnungen

Syrien warf Israel vor, Terrororganisationen zu unterstützen. Der "israelische Feind" habe ein Flugzeug ins Visier genommen, das im Süden Syriens bewaffnete Terrorgruppen bekämpft habe, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SANA am Dienstag.

Israel habe vor dem Zwischenfall mehrere Warnungen über verschiedene Kanäle und in verschiedenen Sprachen abgegeben, sagte Conricus. "Wir wissen, dass es ein syrisches Flugzeug war, obwohl die Russen auch Kampfeinsätze in dieser Gegend fliegen."

Israels Armee sei in erhöhter Alarmbereitschaft, sagte Conricus. Man bestehe auf der Einhaltung des Truppenentflechtungsabkommens mit Syrien.

Vermehrt Kämpfe

In den vergangenen Stunden hat es laut dem israelischen Militär vermehrt Kämpfe in Syrien gegeben. Daran seien auch syrische Kampfjets beteiligt.

Die syrischen Regierungstruppen kämpfen im Süden des Bürgerkriegslandes gegen einen Ableger der Terrormiliz "Islamischer Staat". Die Extremisten kontrollieren dort ein kleines Gebiet an der Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen.

Viele Luftangriffe

Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, es habe am Dienstag in der Region mehr als 100 Luftangriffe auf den IS gegeben. Die Angaben der Beobachtungsstelle sind für Medien nicht verifizierbar.

Die Anhänger des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad hatten in den vergangenen Wochen den Süden Syriens fast vollständig wieder unter Kontrolle gebracht. Die Armee und die mit ihr verbündete russische Luftwaffe hatten im Juni eine Offensive auf die Region um die Stadt Daraa begonnen. Nach anfänglichen Erfolgen gaben die meisten Rebellen nach Vereinbarungen mit der Regierung ihre schweren Waffen ab.

Raketenabwehr aktiviert

Bei den Kämpfen in Syrien abgefeuerte Raketen hatten bereits am Montag Israels Raketenabwehr aktiviert. Die israelische Armee teilte mit, zwei Raketen des Abwehrsystems David's Sling (Schleuder Davids) seien abgefeuert worden. Es habe die Sorge bestanden, die syrischen Raketen könnten auf israelischem Gebiet einschlagen. Die Raketen seien letztlich auf syrischem Gebiet niedergegangen.

Auf den israelisch besetzten Golanhöhen und im Norden Israels heulten am Montag und Dienstag Warnsirenen. Anrainer berichteten von Explosionen.

Netanjahu beriet mit Moskau

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Montag mit einer russischen Delegation über die gefährliche Lage in Syrien gesprochen. Ein israelischer Regierungsvertreter sagte nach Medienberichten anschließend, Russland wolle proiranische Kräfte in Syrien künftig etwa 100 Kilometer von der Grenzlinie zu Israel fernhalten.

Netanjahu habe bei dem Gespräch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und Generalstabschef Waleri Gerassimow aber darauf bestanden, längerfristig müssten alle iranischen Truppen und ihre Verbündeten aus ganz Syrien abziehen.

Im Syrien-Krieg verfolgt Israel offiziell eine Politik der Nichteinmischung. Dennoch bombardiert die israelische Armee seit Jahren in Syrien immer wieder iranische Stellungen und Waffenlieferungen für die libanesische Hisbollah-Miliz.

1.200 Quadratkilometer besetztes Gebiet

Auf den Golanhöhen an der Grenze zu Syrien hält Israel seit dem Sechstagekrieg 1967 ein 1.200 Quadratkilometer großes Gebiet besetzt. Die von Israel besetzte Seite wird immer wieder von fehlgeleiteten Raketen oder Granaten getroffen, die von den Konfliktparteien in Syrien stammen. Zu einem 1974 mit Syrien geschlossenen Waffenstillstandsabkommen gehört eine entmilitarisierte Zone an der Grenzlinie zu den israelisch besetzten Golanhöhen. (APA, Reuters, dpa, 24.7.2018)