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Emmanuel Macron schützt offenbar Alexandre Benalla vor Strafverfolgung.

Foto: AP Photo/Thibault Camus

Wie konnte es passieren, dass der Präsident, der bei seinem Amtsantritt geschworen hatte, Moral und Transparenz in Frankreichs Politik zurückzubringen, nun offenbar einen aus seinem Machtzirkel vor Strafverfolgung schützt? Das fragt sich zurzeit ganz Frankreich.

Im aktuellen Fall geht es um nichts Geringeres als den Vorwurf der Vertuschung. Sein persönlicher Leibwächter und Freund Alexandre Benalla konnte ungestraft, in Anwesenheit der Polizei und selbst mit Polizeihelm ausgestattet am 1. Mai Demonstranten treten und verprügeln. Nach einer kurzen Suspendierung und Degradierung blieb er Macrons Personenschützer. Erst als alle namhaften Medien Frankreichs das Konterfei des Leibwächters auf ihren Titelseiten abbildeten und die "Staatsaffäre Benalla" hochkochte, reagierte der Präsident und ließ den Beschuldigten entlassen. Stellung hat er bis heute nicht bezogen. Mittlerweile laufen politische wie juristische Untersuchungen.

Der Lack bei Macron war schon vorher ab. Aber erst Anfang Juli war es ihm bei der Rede zur Lage der Nation gelungen, die wachsende Kritik an seinem zunehmend selbstherrlichen Regierungsstil etwas einzudämmen. Sein Auftritt beim WM-Finale brachte ihm zusätzlich dringend benötigte Sympathiewerte bei der Bevölkerung. Die aktuelle Affäre macht dies wieder zunichte. Der Eindruck verdichtet sich bei den Franzosen zur Gewissheit: Macron ist auch nur einer, der es sich und den Seinen richtet. (Manuela Honsig-Erlenburg, 22.7.2018)