Der WWF will beim Bundesamt für Wald eine Klage gegen die heimische Holzindustrie wegen des Verdachts des Bezugs von illegal geschlägertem Holz einbringen.

Foto: Binderholz

Wien – Die Umweltschutzorganisation WWF geht erneut in die Offensive und will eine weitere Klage gegen heimische Holzunternehmen beim Bundesamt für Wald (BfW) einbringen. WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides sieht die Behörden gefordert: Nach neuen Vorwürfen müsste illegaler Holzhandel gestoppt und die Europäische Handelsverordnung auf Punkt und Beistrich umgesetzt werden.

Die Vorwürfe gegen mehrere österreichische Holzunternehmen wie Schweighofer, Egger oder Kronospan stützen sich auf kürzlich veröffentlichte Berichte der Umweltorganisationen EIA (Environmental Investigation Agency) und Earthsight. Laut dem EIA-Bericht beziehen heimische Unternehmen weiterhin illegal geschlägertes Holz aus rumänischen Nationalparks. Durch Käufe von zahlreichen Zwischenhändlern wüssten die Unternehmen dabei selbst schlussendlich nicht, woher ihr Holz stamme, so David Gehl von EIA.

Leere Versprechen

Nach fünf Jahren leerer Transparenz-Versprechungen hätte sich auf Seite der Unternehmen bisher wenig geändert. Regelungen wie die EUTR (Europäische Handelsverordnung) würden nur entsprechend greifen, wenn man auch wisse woher das Holz stamme, betonte Gehl. Die 2013 in Kraft getretene EUTR soll nachhaltige Waldbewirtschaftung fördern und den Handel von Holz und Holzprodukten aus illegalem Einschlag in die EU stoppen.

"Unser Unternehmen handelt entsprechend der Europäischen Holzhandelsverordnung", betonte ein Sprecher von Schweighofer auf APA-Anfrage bereits am Dienstag, nachdem erste Vorwürfe bekanntgeworden waren. Über Gesetze hinausgehend gebe es strenge Unternehmensrichtlinien für die gesamte Wertschöpfungskette, so der Sprecher.

Johannes Zahnen, Waldexperte von WWF, geht die Implementierung der EUTR zu langsam voran. Es könne nicht sein, dass Umweltorganisationen den Job übernehmen, illegale Fälle aufzudecken, während sich Behörden nicht zuständig fühlten, kritisierte er. Derzeit befinde man sich weit weg von dem, was durch die EUTR eigentlich möglich wäre.

Illegal geschlägert

In der Ukraine soll ebenfalls illegal geschlägertes Holz bezogen worden sein. Zudem sollen ukrainische Spitzenbeamte illegale Zahlungen von ausländischen Unternehmen gefordert haben um diese mit billigem Holz zu bedienen. Das Geld soll dann in Steueroasen wie Panama gelandet sein, so Tara Ganesh von Earthsight. Die Ukraine ist laut Earthsight der größte Holzexporteur in die EU. Die europäischen Holzkäufe aus der Ukraine hätten 2017 erstmals die Milliarden-Euro-Marke überschritten. Earthsight schätzt, dass rund 40 Prozent der ukrainischen Exportmenge illegal geschlägert oder gehandelt wurde.

Die erneute Beschwerde bei der heimischen Behörde, die zum Landwirtschaftsministerium von Elisabeth Köstinger (ÖVP) gehört, soll heimische Unternehmen dazu bringen, kein illegal geschlägertes oder gehandeltes Holz mehr zu beziehen. Es sei höchste Zeit, dass zuständige Behörden die Verantwortung übernehmen, betonte WWF-Chefin Johanides. Der österreichische Ratsvorsitz solle nun dazu genutzt werden, die EUTR ordentlich zu implementieren.

Quelle für Verdachtsfälle

Das BfW begrüßte den Vorstoß des WWF. Die Berichte der Umweltschutzorganisationen seien eine gute Quelle für Informationen um konkreten Verdachtsfällen nachzugehen, erklärte BfW-Direktor Peter Mayer auf Anfrage der APA. Wie geht es mit der Beschwerde weiter? Es gehe auch noch darum, Zuständigkeiten zu klären. Das BfW schaue sich die Vorwürfe genau an und sei jedenfalls an weiteren Informationen und Kontakt mit dem WWF interessiert, so Mayer.

Der Schweighofer-Sprecher sagte auch, das Holzunternehmen habe sich freiwillig verpflichtet, kein Holz aus Nationalparks zu verarbeiten. Dies, obwohl eine Holzernte in Teilen der Nationalparks gesetzlich erlaubt sei. Ein Holznachverfolgungssystem mache die rumänische Lieferkette sehr wohl transparent. Bei den Holzdepots gebe es strenge Sicherheitssysteme. Zudem gebe es Pilotprojekte, um die Sicherheit weiter zu verstärken. Schweighofer verarbeite rund 6 Prozent der jährlichen Holzernte in Rumänien und importiere rund 60 Prozent des Holzes, das im Balkanstaat verarbeitet werde. Insgesamt habe Schweighofer rund eine Million Euro in seine "Sicherheitsarchitektur" investiert und verbessere diese im Dialog mit der Öffentlichkeit und Umweltschutzorganisationen fortlaufend weiter, betonte der Sprecher. (APA, 19.7.2018)