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Der Literaturnobelpreis bekommt für ein Jahr eine Alternative.

Foto: AP / fernando vergara

Wer fürchtete, das Endspiel der Weltmeisterschaft im Schreiben, also die Vergabe des Literaturnobelpreises in Stockholm, werde ausfallen, kann aufatmen. Zwar wird der "normale", im Namen des Dynamiterfinders vergebene Preis nach ein paar #MeToo- und anderen Skandalen in den ehrenwerten Reihen der 18-köpfigen Schwedischen Akademie heuer nicht vergeben.

Findige schwedische Köpfe haben aber einen alternativen Literaturnobelpreis ausgelobt. Dazu hat man eine "Neue Akademie" mit nicht weniger als 126 Mitgliedern gegründet. Es soll sich dabei um literatursensible Architekten, Eventmanager und Autoren sowie eine Psychiaterin und einen Evangelisten handeln.

Crowdfunding für Preisgeld

Dotiert ist der Preis mit dem erklecklichen Sümmchen von 100.000 Euro, das man durch Crowdfunding aufzustellen hofft. Auch das undurchsichtige Auswahlverfahren erweist sich eines Nobelpreises würdig. Zunächst haben sich 200 schwedische Buchhandlungen eine Liste mit 47 Namen ausgedacht (u. a. De Lillo, Ferrante, J. K. Rowling). Auf der Akademie-Website darf man daraus bis zum 14. August seinen Favoriten auswählen.

Da man es mit der Basisdemokratie nicht zu weit treiben wollte (man weiß nie, was dabei herauskommt), werden die drei meistgenannten Namen um einen weiteren ergänzt: von einer Jury, die dann die Entscheidung trifft. Das wird spannend!

Selbstauflösung am 11. Dezember

Der Sieger wird im Oktober bekanntgegeben und am 10. Dezember in Stockholm geehrt. Jede Auszeichnung, lernt man aus Bernhards Meine Preise, hat eine komische oder traurige Geschichte. Manchmal beides. Die Geschichte der Neuen Akademie ist kurz, sie löst sich am 11. Dezember selbst auf. (Stefan Gmünder, 19.7.2018)