Wer Fleisch isst, der weiß auch, dass Tiere großgezogen und dann getötet werden, um den kulinarischen Genuss zu ermöglichen. Jahrhundertelang hat es die Menschen wenig gekümmert, wie es den zum Verzehr bestimmten Tieren geht. Und als der Tierschutz in den auf Empfindsamkeit bedachten bürgerlichen Kreisen des 19. Jahrhunderts zum Thema wurde, hat er sich, dem unguten Zeitgeist entsprechend, gleich einmal gegen die Juden gewendet: Unter dem Vorwand, die armen Viecher vor dem angeblich grausamen Ausblutenlassen beim Schächten schützen zu wollen, hat man die für koschere Zubereitung notwendige Schlachtmethode ins Visier genommen. So konnte man mit bestem tierschützerischem Gewissen antisemitische Propaganda betreiben.

Das haben die Nazis später gern aufgegriffen – und das Schächtungsverbot wirkt bis in die heutigen Gesetze hinein. Politisch lässt sich das klarerweise auch gut gegen die ähnlichen islamischen Speisevorschriften anwenden.

Natürlich weiß die FPÖ das alles, natürlich weiß auch deren Landesrat Gottfried Waldhäusl das alles.

Gestützt auf ein viel zu strenges Bundesgesetz, das das Schächten bis auf wenige Ausnahmen verbietet, lässt er erfassen, wer diese Ausnahmen verlangt. Das sorgt für Ängste auf der einen und stärkt Vorurteile und Ablehnung auf der anderen Seite. Besser wäre es, das Schächtungsverbot zu lockern. ÖVP und FPÖ hätten die Mehrheit dafür. (Conrad Seidl, 18.7.2018)