Johannesburg – Tierschützer haben die erneute Exporterlaubnis von Löwenskeletten aus Südafrika scharf kritisiert. Bis zu 1.500 dürfen es heuer sein – im vergangenen Jahr waren es noch 800. Erlaubt ist zwar nur die Ausfuhr der Knochen von Löwen, die in Gefangenschaft gelebt hatten, doch kann dies mittel- bis langfristig auch wildlebenden Tieren schaden.

"Der legale Handel mit Löwenskeletten befeuert den illegalen Handel mit großen Raubkatzen", sagt Daniela Freyer von der Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife. Man könne an den Knochen nicht erkennen, ob die Tiere gezüchtet oder gewildert worden seien. Das südafrikanische Umweltministerium vertritt den umgekehrten Standpunkt: Den Handel mit Skeletten von Zuchttieren zu drosseln, würde zu mehr Wilderei führen.

Hintergrund

Die wildlebenden Löwenbestände werden heute auf eine Zahl zwischen 16.000 und 30.000 Tieren geschätzt. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind sie um ein Drittel oder gar die Hälfte geschrumpft – hauptsächlich durch Verlust an Lebensraum. Allerdings hat sich der Löwe auch immer mehr zu einem Zuchttier entwickelt: Zahlreiche Farmen in Südafrika züchten beispielsweise Löwen, um sie später von vermögenden Großwildjägern erlegen zu lassen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist – wie so oft – der Markt für ostasiatische Pseudomedizin. Nach Asien exportierte Löwenknochen werden laut Freyer oft als Tigerknochen ausgegeben. Das ist nüchtern betrachtet auf gewisse Weise nicht ganz abwegig: Da Löwen und Tiger so nah verwandt sind, dass sie miteinander Nachwuchs zeugen können, ist davon auszugehen, dass Substanzen aus den Körpern der einen Spezies medizinisch exakt genauso wirkungslos sind wie die aus der anderen. Die "Produktqualität" bliebe also ungemindert.

Angesichts der schrumpfenden Großkatzenbestände sieht Freyser nur eine Möglichkeit, den Löwen in freier Wildbahn zu retten: ein absolutes Handelsverbot. (red, APA, 18. 7. 2018)