Wien/Linz – In Oberösterreich besteht Brucellose-Seuchen-Verdacht. Vier Menschen und fünf Rinderbetriebe im Mühlviertel sind bislang betroffen. Erreger der Brucellose sind verschiedene Bakterien der Gattung Brucella – das sind kleine, unbewegliche, nicht sporenbildende, gramnegative Stäbchenbakterien. Sie kommen weltweit vor und sind gegenüber Hitze und allen geläufigen Desinfektionsmitteln empfindlich. Bei Temperaturen ab 60 Grad Celsius werden sie innerhalb von zehn Minuten abgetötet.

Menschen infizieren sich über die klassische Zoonose, bei der die Erreger durch Kontakt mit Tieren übertragen werden. Das gilt besonders für die Landwirtschaft. "Die Brucellose befällt Rinder, Schafe, Ziegen, Bisons, Kamele, Alpakas, Lamas, Schweine, Hunde, Wildwiederkäuer, Füchse und Pferde", heißt es vonseiten der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

Infektion meist durch kontaminierte Lebensmittel

Brucella abortus, Brucella suis, Brucella melitensis seien die medizinisch wichtigsten Vertreter, die alle auch für den Menschen krankheitserregend sein können. Besondere Verbreitungsgebiete sind der Mittelmeerraum, die Arabische Halbinsel, Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika. Österreich galt bisher in der EU als frei von Rinderbrucellose (B. abortus) sowie Schaf- und Ziegenbrucellose (B. melitensis).

"Das für den Menschen relevante Reservoir der Erreger ist Nutzvieh. B. abortus kommt bei Rindern vor, B. melitensis vorwiegend bei Ziegen und Schafen, B. suis bei Schweinen", so das deutsche Robert Koch Institut. Erkrankungen bei Menschen gehen zumeist auf den Konsum von kontaminierten Lebensmittel oder den direkten Kontakt mit infizierten Tieren zurück. Wichtigste Infektionsquellen für den Menschen seien kontaminierte, nicht pasteurisierte Milch bzw. aus ihr hergestellte Produkte. Die Aufnahme des Erregers in den Körper kann nicht nur über den Magen-Darm-Trakt erfolgen, sondern auch über die Augenschleimhaut, die Atemwege und verletzte Hautareale.

Sechs bis zwölf Wochen Antibiotika

Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist laut Robert Koch Institut sehr selten und wurde bisher fast ausschließlich durch Stillen beschrieben. Nur in Einzelfällen kam es durch Knochenmarktransplantationen, Bluttransfusionen sowie Geschlechtsverkehr zur Übertragung. Bis zu 90 Prozent aller Infektionen verlaufen ohne besondere Symptome. Bei akuter Brucellose kommt es vor allem zu Fieber, Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Nachtschweiß über einem Zeitraum von bis zu drei Wochen. Bei nicht erkannten oder nicht korrekt behandelten Infektionen sind längere Erkrankungsverläufe möglich.

Die Sterblichkeit beim Menschen durch Brucellose ist gering. Bei unbehandelten Erkrankungen liegt sie bei maximal zwei Prozent. Die Labordiagnose stützt sich auf den Nachweis des Erregers in einer Kultur. Als Therapie wird zumeist eine Kombination aus den Antibiotika Rifampicin und Doxycyclin über sechs bis zwölf Wochen hinweg empfohlen. (APA, red, 18.7.2018)