Berlin – Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) hat sich besorgt über die Lage dutzender im Südwesten Syriens festsitzender Journalisten gezeigt. "Den Journalisten droht Lebensgefahr, wenn sie in die Hände der Regierungstruppen gelangen", erklärte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr am Dienstag.

Unter den 69 eingeschlossenen Journalisten sind demnach Mitarbeiter syrischer Fernsehsender, der internationalen Nachrichtenagenturen AFP und Reuters sowie Korrespondenten lokaler Nachrichtenseiten.

Die syrische Armee hatte am 19. Juni mit Unterstützung Russlands eine groß angelegte Militäroffensive in den südlichen Provinzen Daraa, Kuneitra und Sueida gestartet. Seitdem hat Machthaber Bashar al-Assad die Kontrolle über weite Teile des Südens Syriens wiedererlangt.

Verhaftung, Folter, Hinrichtung

Die Reporter sind laut ROG in den noch nicht von der syrischen Armee eingenommenen Teilen entlang der entmilitarisierten Zone zwischen Syrien und den von Israel besetzten Golan-Höhen eingeschlossen. Israel lässt niemanden über die Grenze, die südliche Grenze nach Jordanien werde von der Armee kontrolliert.

Die Journalisten seien überzeugt, dass ihnen Verhaftung, Folter und eventuell Hinrichtung drohen, sobald die Regierungstruppen die gesamte Region kontrollieren, erklärte ROG. Viele von ihnen hätten seit Beginn des Bürgerkrieges über die Proteste gegen die Regierung berichtet und würden deshalb als Regierungsgegner eingestuft.

ROG hat sich nach eigenen Angaben am 11. Juli bereits in einem Brief an UN-Generalsekretär Antonio Guterres und die Regierungen in Israel und Jordanien gewendet. Möglichkeiten, um die eingeschlossenen Reporter zu retten, wären etwa ein humanitärer Korridor oder eine diskrete Ausreise in die Nachbarländer, erklärte ROG.

Syrien ist nach Angaben der Organisation seit Jahren für Journalisten das gefährlichste Land der Welt. Im syrischen Bürgerkrieg seien bisher 130 Pressevertreter gestorben. Zudem befänden sich sieben Journalisten und 15 Blogger in Haft. Neben der Regierung von al-Assad gingen auch andere Bürgerkriegsparteien gewaltsam gegen Journalisten vor. (APA, 17.7.2018)