Die Gößfälle am Beginn des Tales sind ein Naturereignis.

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Thomas Helml betreibt mit Gianni Mangini das Hotel Villa Verdin am Millstättersee. Er lebte davor in Mailand, New York und Los Angeles.

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Im Sommer beschränkt sich mein Aktionsradius auf die Küche, die Röstmaschine und die Strandbar in meinem Hotel am Millstättersee. Aber im Frühjahr oder im Herbst ist es dann so weit: Ich komme weg von hier. Nicht weit weg, will ich auch gar nicht. Selbst wenn man mir Geld dafür zahlen würde, ich wollte diesen kleinen, feinen Radius trotzdem nicht verlassen. Es zieht mich dann ins Maltatal, genauer gesagt in den Gößgraben. Das ist eine ganz besondere Landschaft, und niemand versucht, sie künstlich in Szene zu setzen. Wäre auch völlig unnötig. Die Gößfälle am Beginn des Tales sind ein Naturereignis. Da stürzt der Gößbach in vielen Kaskaden in die Tiefe und entwickelt dabei einen ganz eigenen Sound. Ich verstumme dann und höre ihm einfach mal zu.

Stadt-Land-Kontrast

Auf dem Weg ins Maltatal liegt Gmünd, ein nettes kleines Städtchen mit fescher Altstadt. Das Tal und die Stadt sind zwar nicht weit voneinander entfernt, sie bilden aber einen spürbaren Kontrast. Im Tal leben praktisch nur Einheimische, Alteingesessene, Gmünd dagegen hat auffallend viele junge Leute. Einige sind wieder aus größeren Städten zurückgekommen, andere sind extra hierhergezogen. Es ist eine richtige Community entstanden aus jungen Menschen, die kleine Biogeschäfte führen, selbst Landwirtschaft betreiben oder etwas Künstlerisches machen. Schon fein, da entfernt man sich nur ein paar Kilometer vom Millstättersee und hat alles, was man braucht – oder zumindest, was ich brauche: städtischen Flair, der größer ist als die Stadt selbst, und gleich dahinter unangetastete Natur.

Zu mir ins Hotel kommen immer wieder Filmleute. In Gmünd wurde ja schon öfter gedreht, etwa Das ewige Lied mit Tobias Moretti. Das Maltatal dagegen hat meines Wissens noch niemand für eine größere Produktion entdeckt. Dabei gäbe es sogar schon einen Filmtitel, der sich aufdrängt: Das Tal der stürzenden Wasser. Ich sage den Filmleuten immer wieder: Fahrt ins Maltatal, dann dreht sich der Film fast von allein. (Aufgezeichnet von Sascha Aumüller, 12.8.2018)