Der schwarz regierte Westen probt zwar noch nicht den Aufstand, aber immerhin den Widerspruch gegen türkise Regierungspolitik. Das ist insofern eine Nachricht wert, als die ÖVP nach Monaten des einstimmigen Chorgesangs offenbar da und dort (wieder)entdeckt hat, dass es sich auch in unterschiedlichen Stimmlagen schön singen lässt.

Ganz neu ist das Phänomen ja nicht: Schon immer haben die ÖVP-regierten Länder ein sehr ausgeprägtes Eigenleben geführt – je westlicher, desto ausgeprägter. Man denke etwa an das Dauerstreitthema "Gesamtschule" in der rot-schwarzen Koalitionszeit. Während sich die Bundes-ÖVP zum Teil fast schon erbittert dagegen querlegte, war man etwa in Vorarlberg sehr aufgeschlossen.

Doch im teilweise fast schon hysterischen Hype um Sebastian Kurz' Aufstieg und Wahlsieg schien es, als habe dieser neben dem Kanzleramt auch einen Freibrief gewonnen, mit der ÖVP machen zu können, was immer er für richtig hält. Dies scheint nun doch nicht ganz so zu sein. Die "Wiener Partie" hat in Sachen Zwölfstundentag die Länder verprellt, weil sie diese nicht eingebunden hat.

Ein Aufstand gegen Kurz ist das freilich noch nicht, kein schwarzer Grande kritisiert den türkis-blauen Kurs grundsätzlich. Die Message-Controller in Wien müssen nicht in Panik geraten: Noch gibt es nichts, was nicht ein durch die Lande wandernder Kanzler wieder geradebiegen könnte. (Petra Stuiber, 17.7.2018)