Mit Frankreich schoss sich am Sonntag einer der Turnierfavoriten zum Fußballweltmeister und entzog sich dem großen Favoritensterben. Aber gab es dieses Favoritensterben, von dem allerorten zu lesen war, tatsächlich? Wie haben die anderen nominellen Siegkandidaten abgeschnitten?

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Deutschland geschlagen.
Foto: AP Photo/Thanassis Stavrakis

Dafür muss einerseits definiert werden, was einen Favoriten ausmacht. Um mehr als nur dem Bauchgefühl zu vertrauen, kann man sich dem Favoritenstatus über verschiedene Rankings annähern. Wir haben für die Analyse folgende Ranglisten berücksichtigt:

  • das offizielle Fifa-Ranking, ein komplexes Verfahren, das absolvierte Spiele je nach Turnier, Gegner, Kontinentalverband und Aktualität gewichtet;
  • die Elo-Wertung, ein inoffizielles Berechnungssystem nach dem Vorbild der Schachweltrangliste, das für jeden Spielausgang einen Erwartungswert definiert;
  • den Marktwert der Kader der WM-Teilnehmer laut transfermarkt.de;
  • die Quoten des Wettbüro-Aggregators Oddschecker.

Alle Zahlen beziehen sich auf die Wertungen vor Turnierbeginn

Nur eine Handvoll Ausreißer

Um die Methodik möglichst simpel zu halten, haben wir den bestgereihten der 32 WM-Teilnehmer in den vier Wertungen jeweils 32 Punkte gegeben und dem schlechtesten jeweils einen Punkt. (Hätte ein Team alle vier Listen angeführt, hätte es 128 Punkte erreichen können, das schlechteste nicht weniger als vier.)

Sortiert ist die folgende Visualisierung nach den errungenen Punkten pro Spiel bei der Weltmeisterschaft. Für die K.-o.-Phase wurde das Ergebnis nach 90 oder gegebenenfalls nach 120 Minuten ohne Elfmeterschießen berücksichtigt.

Frankreich machte in sieben Spielen 19 Punkte – nur Dänemark konnte dem späteren Weltmeister beim 0:0 in Gruppe C Punkte abknöpfen – und führt also das Klassement mit 2,71 an. Dahinter folgen Belgien mit 18 Punkten aus sieben Spielen (2,57) Uruguay mit 12 Punkten aus fünf Spielen (2,4) und Vizeweltmeister Kroatien mit 14 Punkten aus sieben Spielen (2). Am Ende stehen die punktelos gebliebenen Auswahlen Ägyptens und Panamas.

Wie die Grafik zeigt, befinden sich bis auf wenige Ausreißer die Favoriten durchgängig in der oberen Hälfte, die Außenseiter durchgängig in der unteren. Nur Deutschland, Argentinien und Polen haben signifikant schlechter abgeschnitten als vorausgesagt; nur Schweden, Russland und der Iran deutlich besser, als es ihnen Statistiker und Buchmacher prophezeit haben. (Michael Matzenberger, 16.7.2018)