Leeds – Trotz anhaltender globaler Dino-Mania bleiben manche Aspekte des Dinosaurier-Alltags kleinen Kreisen von Fachleuten vorbehalten, zum Beispiel die Beschäftigung mit der Nahrung der großen pflanzenfressenden Spezies. Dieses Thema ist vielleicht nur ein einziges Mal in den Fokus des allgemeinen Interesses gerückt: Nämlich in der denkwürdigen Szene, als Laura Dern alias Dr. Ellie Sattler in "Jurassic Park" einen an Pflanzengift erkrankten Triceratops fand und sich anschließend bereit machte, sich in einen mannshohen Dunghaufen zu wühlen.

Noch etwas tiefer in die Materie eingetaucht ist nun ein Forscherteam um Fiona Gill von der Universität Leeds. Die Paläontologin und Geochemikerin interessierte sich für den Nährwert der Pflanzen, die gigantischen Sauropoden wie Brachiosaurus oder Diplodocus vor 150 Millionen Jahren zur Verfügung standen. Die Ergebnisse sind im Fachjournal "Paleontology" erschienen.

Jurassic Greenhouse

Im Jura hatte die Atmosphäre einen höheren Kohlendioxidanteil als heute, was das Pflanzenwachstum beeinflusste. Nach vorherrschender Meinung bedeutet das, dass die Pflanzen zwar schneller wuchsen, dadurch aber auch einen geringeren Nährwert hatten. Dieser wiederum bestimmte, wie viel an pflanzlicher Materie ein Sauropode pro Tag verschlingen musste, und damit auch, wie dicht die Dino-Bevölkerung eines Gebiets gewesen sein kann.

Um die Jura-Atmosphäre zu simulieren, züchtete Gills Team typische Pflanzen jener Zeit – unter anderem Gingko und Schachtelhalme – in einem Gewächshaus mit erhöhtem CO2-Gehalt. Anschließend wurden die Pflanzen einem künstlichen Fermentierungsprozess ausgesetzt, der der Verdauung im Sauropodenmagen entsprechen sollte.

Es zeigte sich, dass die These vom verringerten Nährstoffgehalt offenbar nicht für alle Pflanzen gilt, der Wert einiger wichtiger Nahrungsquellen war damals nicht geschmälert. Frühere Berechnungen, wie viel Masse ein pflanzenfressender Dino täglich zu sich nehmen musste, waren daher laut Gill zu hoch angesetzt. Und daraus folge, dass die Population der Sauropoden um einiges höher gewesen sein könnte als gedacht – laut Berechnungen um bis zu 20 Prozent. (jdo, 16. 7. 2018)