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Total geschlaucht: Kevin Anderson kann sich über seinen Final-Einzug in Wimbledon nur bedingt freuen.

Foto: . Ben Curtis/Pool via Reuters

London – Als sein erster Einzug ins Wimbledon-Finale nach sechseinhalb Stunden Spielzeit perfekt war, hatte der südafrikanische Tennisprofi Kevin Anderson keine Kraft mehr für ausgelassenen Jubel. Der US-Open-Finalist von 2017 hätte es lieber anders gehabt und so stieß der Sieger des zweitlängsten Wimbledon-Matches aller Zeiten die Debatte selbst an: er fordert auch im fünften Satz ein Tiebreak.

Die aktuelle Regelung, im Entscheidungssatz so lange weiterzumachen, bis einer zwei Spiele Vorsprung habe, sei nicht mehr zeitgemäß. "Ich sehe den Mehrwert dadurch nicht. "Ich hoffe wirklich, dass das ein Zeichen für die Grand Slams ist, etwas zu ändern", sagte der 32-Jährige nach dem bei weitem längsten Halbfinale der Geschichte von Wimbledon über 6:36 Stunden. "Solch lange Matches sind sehr ermüdend. Ich denke, es würde die Gesundheit der Spieler schützen."

"Längst überfällig"

Erschöpft saß der Südafrikaner in den Katakomben der berühmten Londoner Tennis-Anlage. Mit 26:24 im fünften Satz hatte der Weltranglisten-Achte am Freitag John Isner niedergerungen. Auch der unterlegene US-Amerikaner war dafür, die Regeln zu ändern: "Ich denke, das ist längst überfällig." Der Vorschlag der beiden: ein Tiebreak bei 12:12. Die US Open sind momentan das einzige der vier Grand-Slam-Turniere, bei dem der entscheidende Satz nach 6:6 mit einem Tiebreak endet.

Die Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen, berichtete Isner von seinen Schmerzen. Seine linke Ferse quäle ihn, er habe eine furchtbare Blase am Fuß. "Ich fühle mich schrecklich", sagte der 33-Jährige. Anderson meinte: "Ich weiß nicht, wie ich durch dieses Match gekommen bin. Es ging weit über normales Tennis hinaus."

Beine wie Wackelpudding

Schon wieder an einem Rekord für ein Endlos-Spiel auf den Rasenplätzen im Südwesten Londons beteiligt gewesen zu sein, konnte Isner nicht darüber hinwegtrösten, sein erstes Grand-Slam-Endspiel so knapp verpasst zu haben. Acht Jahre ist es her, als der Amerikaner mit dem Erstrundenspiel über drei Tage, in 11:05 Stunden und einem 70:68 im fünften Satz gegen den Franzosen Nicolas Mahut für einen wohl ewigen Rekord sorgte.

Anderson änderte seine gewohnte Regeneration, um für das Endspiel am Sonntag wieder zu Kräften zu kommen. Er strampelte doppelt so lang auf dem Fahrrad, dann ging es in die Eistonne. Anders als sonst aß er schon vor dem Dehnen. "Meine Füße schmerzen, sie sind geschwollen. Meine Beine fühlen sich ziemlich wie Wackelpudding an. Ich muss sehen, wie mein Körper reagiert." (APA, 14.7.2018)