Die Villa Freudeck in Bregenz musste weichen – ihr Abbruch hat begonnen.

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Anstelle des bis zum Abbruch völlig intakten Gebäudes mit drei Wohneinheiten wird ein viergeschoßiger Bau mit sieben Wohnungen im Hochpreissegment errichtet.

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Bregenz – Mit dem Abriss der Villa Freudeck ist Bregenz um ein historisches Gebäude ärmer. Der Abbruch hat am Montag begonnen – nach Ansicht des Landesvolksanwalts Florian Bachmayr-Heyda auf Basis eines mangelhaft begründeten Bescheids. Die Villa an der Blumenstraße, zu Beginn des 20. Jahrhunderts Teil eines Entwicklungskonzepts des Architekten Georg Baumeister, stand im Zentrum des Georg-Baumeister-Viertels, eines Ensembles von sechs Villen, die Baumeister zwischen 1892 und 1906 errichtet hat.

Anstelle des bis zum Abbruch völlig intakten Gebäudes mit drei Wohneinheiten wird ein viergeschoßiger Bau mit sieben Wohnungen im Hochpreissegment errichtet. "Auch nahezu der gesamte Baum- und Gehölzbestand des parkartigen Gartens muss einer großzügig dimensionierten Tiefgarage weichen", bedauert Robert Dünser von der Initiative zur Erhaltung des Georg-Baumeister-Viertels.

DER STANDARD

Diskussion geht weiter

Fazit der Initiative: "Die Rettung der Villa ist leider nicht gelungen. Die von uns angestoßene Diskussion über Ortsbildschutz und die angemessene Weiterentwicklung bestehender Quartiere wird der Öffentlichkeit und den Verantwortungsträgern aber erhalten bleiben."

Als Antwort auf die Kritik der Initiative und von Fachleuten haben Bürgermeister Markus Linhart (VP) und die ressortzuständige Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) im Vorjahr einen besseren Schutz historischer Gebäude und Viertel angekündigt. Bereits im Mai sollte laut Linhart ein Ortsbildinventar für das Viertel "Im Dorf", in dem sich auch das Baumeister-Viertel befindet, vorliegen. Der Auftrag sei um 65.000 Euro plus 10.000 Euro für Bürgerbeteiligung an externe Architekten vergeben worden.

Künftig besserer Schutz

Noch wurde das Ortsbildinventar aber nicht präsentiert. Stadtbaumeister Bernhard Fink auf Nachfrage des STANDARD: "Das Ortsbildinventar wird bis Weihnachten fertig sein." Es sei profunde Arbeit notwendig, das brauche eben Zeit. Man analysiere ortsbauliche Qualitäten, mache nicht nur eine Bestandserhebung von 370 Gebäuden, sondern schaue sich genau an, in welcher Beziehung die Gebäuden zueinander stehen. Das Inventar soll, sagt Fink, künftig "handlungsanweisend" sein. Bei Neu-, Um- und Anbauten werde man sich am Ortsbildinventar orientieren.

Ob auch weitere Viertel analysiert werden, steht noch nicht fest. Der Ortsteil "Im Dorf" ist geprägt von alten Villen und Parks, Ein- und kleinen Mehrfamilienhäusern mit Gärten. Demografisch bedingt ist dort in den nächsten Jahren mit starkem Eigentümerwechsel zu rechnen. Grundstücks- und Wohnungspreise haben sich dort in den letzten 15 Jahren verdoppelt bis verdreifacht. (Jutta Berger, 11.7.2018)