Innsbruck – Die Fertigstellung bzw. Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels (BBT) dürfte sich um ein Jahr verzögern. Er gehe derzeit "eher" von einer Finalisierung im Jahr 2028 aus, sagte der Vorstand der Brennerbasistunnel Gesellschaft (BBT SE), Konrad Bergmeister, im Interview mit der APA. Bei den Gesamtkosten zeigte sich Bergmeister überzeugt, eine "Punktlandung" bei 9,3 Mrd. Euro zu machen.

Die wahrscheinliche Verzögerung um ein Jahr liege vor allem an der Beeinspruchung des Zuschlags für das Baulos "Pfons-Brenner", dem größtem auf österreichischem Gebiet, so der Südtiroler. "Wir haben dadurch elf Monate verloren. Wir werden uns bemühen und alles daran setzen, 2027 fertig zu werden. Aber es wird ganz schwierig werden, das durch den Bau aufzuholen", meinte das BBT-Mastermind. Inklusive der Causa "Pfons-Brenner" habe man eineinhalb Jahre Verzögerung – und dies liege einzig und allein an Gerichtsverfahren und verzögerten Vergaben, betonte der Manager und fügte hinzu: "Wir bauen seit dem 30. April 2008. Die rein bautechnischen Verzögerungen machten nur drei Monate aus".

Entscheidung im Juli

Der Zuschlag für das Baulos war von zwei Bietergruppen, darunter der Baukonzern Strabag, durch Feststellungsanträge bekämpft worden. Eine mündliche Verhandlung vor dem Bundesverwaltungsgericht fand bereits statt. "Wir rechnen mit einer Entscheidung noch im Juli", erklärte Bergmeister, der seit 2006 als BBT-Vorstand fungiert. Er hoffe, dass das Bundesverwaltungsgericht entscheidet, dass der Vergabevertrag mit der siegreichen Arbeitsgemeinschaft aus der Porr Bau GmbH, G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft m.b.H., Società Italiana per Condotte d'Acqua S.p.A. und Itinera S.p.A. bestehen bleibt. Dann könne man trotz eines möglichen Instanzenzuges im September mit den Bauarbeiten beginnen. Sollte hingegen der Vertrag aufgehoben werden, müsse neu ausgeschrieben werden. "In diesem Fall würde eine Verzögerung um mindestens ein Jahr die Folge sein. Das heißt, der Brennerbasistunnel würde im Jahr 2029 fertig", erläuterte Bergmeister, der aber laut eigenen Angaben der Entscheidung des Gerichts optimistisch entgegenblickt.

Vehement konterte Bergmeister indes der Kritik in dem zuletzt publik gewordenen Bericht des Europäischen Rechnungshofes, in dem von massiven Kostenüberschreitungen die Rede war. "Es gibt keine Kostenüberschreitungen. Wir haben die Kosten in den vergangenen zwölf Jahren gehalten, sie sind konstant geblieben. Und wir werden sie nach derzeitigem Stand auch in den kommenden zehn Jahren so halten können", betonte er und ging von einer "Punktlandung" aus. Das bis zum Jahr 2002 erstellte Vorprojekt sei mit 4,5 Mrd. Euro taxiert worden, machte Bergmeister einen Schwenk in die BBT-Historie. Dabei sei aber nur der reine Tunnelbau und die Bautechnik inkludiert gewesen – nicht aber etwa die Anschlüsse in die Bahnhöfe und der notwendige Ausbau in ebendiesen. In den Jahren 2005 bis 2008 sei dann das sogenannte Einreich- und UVP-Projekt erstellt worden, mit 1. Juli 2006 die Kosten bei rund 6,5 Mrd. Euro gelegen, so Bergmeister.

Und diese Kosten seien dann in den Folgejahren immer konstant geblieben, denn: "Es wurden dann die UVP-Auflagen kostenmäßig erfasst und dazugegeben, sonst nichts". Somit sei man mit 1. Jänner 2017 bei 8,3 Mrd. Euro zu liegen gekommen. "Die Differenz zwischen den 6,5 Mrd. Euro und den 8,3 Mrd. Euro ist nichts anderes als die Inflation", sagte der BBT-Vorstand. Und unter Berücksichtigung der Wertanpassung bzw. Vorausvalorisierung von 2,5 Prozent pro Jahr für die kommenden zehn Jahre, werde man letztendlich bei 9,3 Mrd. Euro Gesamtkosten abschließen, so Bergmeister, der anfügte, dass man in der BBT SE mit einem "entwickelten Risikomanagement" operiere. (APA, 9.7.2018)